Deutschlands Bauern lassen sich die große Ferkelei nicht schlecht reden
Erst staunten die Bauern, dann murrten sie gewaltig. Als Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister diese Woche zum Bauerntag in die Münsterlandhalle nach Cloppenburg kam, um die Bauern darauf aufmerksam zu machen, dass die herkömmliche Art der Nutztierhaltung beim Verbraucher auf immer mehr Skepsis stößt, als er dabei gar das Wort „Massentierhaltung“ in den Mund nahm, kam es zum Protest.
Niedersachsens Bauernpräsident Werner Hilse verwahrte sich gegen diesen „Kampfbegriff“, der die Welt der Bauern nicht wiederspiegele. Jene, die die Masentierhaltung beklagten, wüssten doch gar nicht wovon sie reden. Aber gottseidank würden in Niedersachsen noch immer die Bauern entscheiden, wie mit den Tieren umgegangen wird, ob und wie viel Licht sie sehen und wie viel Platz ihnen zugestanden wird.
McAllisters Landwirtschaftsminister Gert Lindemann versuchte zu beschwichtigen. Er wisse doch: das Wohlergehen der Tiere sei für jeden vernünftigen Landwirt ein hohes Gut. Aber vieles aus der täglichen Praxis der Bauern wie zum Beispiel das Schnabelkürzen bei Puten oder das Kastrieren von Ferkeln ohne Betäubung seien mit den ethischen Maßstäben „vieler unserer Mitbürger nicht vereinbar.“ Kaltes Schweigen in Cloppenburgs Viehversteigerungshalle.
Applaus brandete erst wieder auf, als Verbandspräsident Hilse unmissverständlich klarstellte, dass Niedersachsens Bauern Manns genug seien, sich nicht von „Ethikfetischisten“ treiben zu lassen. Pah, wäre doch gelacht … Wo kämen wir dahin.
In GO! gibt es eine Xenia-Rede zur Würde der Tiere (Seite 151). In ihr wird aus einem Urteil des Hamburger Verwaltungsgerichts von 1988 zitiert:
„Natürliche Personen sind nach geltendem Recht die Menschen. Tragender Grund dafür, dass die Rechtsordnung die Befähigung, Träger von Rechten zu sein, nur den Menschen zuordnet, liegt in der Erkenntnis, dass nur ihm die besondere Personenwürde zu eigen ist, kraft seines Geistes, die ihn aus eigener Entscheidung dazu befähigt, seiner selbst bewusst zu werden, sich selbst zu bestimmen und sich und die Umwelt zu gestalten, die ihn von allen anderen Lebewesen der Natur abhebt. Tiere werden als Sache behandelt.“
Wie sagt Xenia? „Es gibt einen einfachen Trick, um die Würde der Tiere wieder herzustellen: man vergleiche sie nur mit den Menschen …“