IN DEN SAND GESETZT
Es sollte das größte filmische Ereignis sein, das in Deutschland je gedreht wurde. 44 Millionen Euro investierte das ZDF in die achtteilige Serie „Der Schwarm“, die auf dem Welt-Bestseller von Frank Schätzing beruht, der seit 2004 immerhin in 30 Sprachen übersetzt wurde. Die Präsentation dieses Prestigeobjektes auf den Berliner Filmfestspielen aber floppte gewaltig. Die Kritiken waren verheerend. So schrieb das Münchner Feuilleton beispielsweise von einem künstlerischen Komplettdesaster und riet seinen Lesern: „Wer hier einen atemberaubenden Sieben-Weltmeere-Ökothriller erwartet, sollte sich zu Hause lieber die Badewanne einlassen und erneut zum Buch greifen.“
Frank Schätzing selbst fand die Adaption seines Buches „absolut grauenhaft“. Warum? Weil die Macher die Grundidee, welches die „Rache“ der Meeresbewohner am Menschen für die Vergiftung und Vermüllung ihres Lebensraumes zum Thema hat, total ignorierten und stattdessen einen tränendrüsengeschwängerten Blödsinn produzierten. So ist das, wenn man den wahren Problemen ausweicht, aus Angst, sie könnten das Publikum überfordern.
Das gilt nicht nur für Dystopien, also für die inzwischen mehr als gerechtfertigten düsteren Prognosen, das gilt sogar für Utopien, also für positive Gesellschaftsentwürfe, wie wir mit unserer MAEVA-Trilogie leidvoll erfahren mussten. Schon des öfteren stand die Trilogie (oder einzelne Bände von ihr) kurz davor, verfilmt zu werden. Wir hatten für das Projekt prominente Unterstützer gewinnen können wie beispielsweise den ehemaligen UN-Menschenrechtskommissar Jean Ziegler oder Dennis Meadows (Die Grenzen des Wachstums), die uns ihren Support sogar schriftlich gaben. Zuletzt zeigte sich die bedeutende deutsche Produktionsfirma TOBIS daran interessiert, das Tahiti-Projekt zu verfilmen, lehnte letztlich aber ab, weil ihr die Kosten zu hoch erschienen. Ein Argument, das wir nur schwer nachvollziehen konnten. Unsere Romane haben einen durchaus spannenden und abwechslungsreichen Plot. Es ging wohl eher darum, dass ihnen die Geschichte, die in einer friedvollen, mit der Natur in Einklang lebenden Gesellschaft spielt, die sich einer Vielzahl alternativer Techniken bedient und eine neue Geld- und Bodenordnung installiert hat, zu langweilig, zu wenig reißerisch war.
Die ZDF-Serie „Der Schwarm“, die ja auch auf Netflix zu sehen ist, mag trotz aller negativen Kritiken ihr Geld einspielen, Sinn macht sie nicht. Schade, dass die Macher und Geldgeber solcher Großprojekte immer noch nicht erkannt haben, dass das Publikum angesichts der nicht mehr zu leugnenden schrecklichen Umstände, in die wir gerade schlittern, extrem empfänglich und neugierig geworden ist- sowohl für die Hochrechnungen einer absehbaren Zukunft als auch für positive Zukunftsentwürfe, wie die MAEVA-Trilogie einer ist.