Soviel zur Vierten Macht
Wenn der Club of Rome davon spricht, dass die Demokratien in ihrer heutigen Form kaum geeignet sind, um den anstehenden Herausforderungen gerecht zu werden, hat er sicher auch folgendes gemeint:
Trotz des erreichten einzigartigen Wohlstands in den Industrieländern ist das Heer der Besitzlosen auf diesem Planeten heute zahlenmäßig größer, als die gesamte Weltbevölkerung vor hundert Jahren. Mit allem was wir angefangen haben, sind wir in die Absurdität des Gegenteils geraten. Mit dem Versuch, die Äcker fruchtbarer zu machen, haben wir sie zu Tode gefoltert. Mit dem Versuch, uns vor Feinden zu schützen, sind wir so nahe wie möglich an den großen Weltbrand geraten. Selbst der Versuch zu heilen und zu helfen geriet immer mehr an die Grenzen der Unmenschlichkeit. Die Seele unserer Kultur hat uns endgültig satt, wie es Oswald Spengler in weiser Voraussicht formulierte.
Was kann, was muss geschehen, damit der selbstmörderische Mechanismus der Gier gestoppt wird? Ist er überhaupt zu stoppen? Nicht einmal die Medien mögen sich für die Wahrheit ins Feuer legen. Das Mediengeschäft ist eben in erster Linie ein Geschäft, es hat wie jedes andere mit Marktgesetzen zu tun. Und der Markt braucht nichts dringlicher als die Illusion, dass sich alles schon irgendwie richten wird. Ich sage nicht, dass die Medien die Katastrophe verschweigen, aber da die Umstände nach Konsequenzen verlangen, die wir nicht bereit sind zu leisten, gerät die Horrormeldung zur Marginalie, wird dem Tod der Erde weniger Beachtung geschenkt als überzogenen Ministergehältern oder der Familienangelegenheit eines Tennisspielers. Im knallharten Konkurrenzkampf um Marktanteile sind die Medien zu einem Bestandteil der Unterhaltungsindustrie mutiert, ein gesellschaftliches Korrektiv sind sie schon lange nicht mehr.
Aus dem Vortrag „Die ignorierte Katastrophe“, den ich nach Erscheinen meines Buches „GO!-Die Ökodiktatur“ 1994 an den Universitäten in Bonn, Hamburg und Innsbruck hielt. „GO!“ (inklusive des Vortrags) ist zu bestellen unter www.equlibrismus.org.
Foto: Christian Bohr (Thommess) aus Wikipedia (Lizenz: CC BY-SA 3.0)