Daniel Goeudevert: Jetzt sind Querdenker gefragt
Die Romane „Das Tahiti-Projekt“ und MAEVA! basieren auf den Ideen des Equilibrismus. Sie machen eine neue sozio-ökologische Gesellschaft sinnlich erfahrbar. Der Equilibrismus hat viele Unterstützer. Einer von ihnen ist der ehemalige VW-Vorstand Daniel Goeudevert, der auch das folgende Vorwort zu dem Sachbuch „Equilibrismus – Neue Konzepte statt Reformen für eine Welt im Gleichgewicht“ geschrieben hat.
Nach meinem Einstieg in die Automobilbranche und der Ausschöpfung der rasanten und interessanten beruflichen Möglichkeiten, die sich mir boten, begann ich mich in den 1980er-Jahren wieder für weitere Horizonte zu öffnen. Ich entdeckte viele neue und mir bis dahin unbekannte Ideen aus anderen Gebieten, von denen viele mich selber weiterbrachten, während auch ich manchem Unkonventionellen weiterhelfen konnte. Wichtig dabei ist die Bewahrung der Unvoreingenommenheit; auch wenn man bewiesen hat, dass man etwas weiß und etwas kann, sollte man in der Lage sein, neue Gedanken erst einmal anzuhören – auch und gerade wenn sie nicht von anerkannten Experten kommen, sondern von so genannten »Querdenkern«.
Ich verstehe darunter jemanden, der verhindert, dass man sich im Kreise dreht. Viele scheinbare Außenseiter haben mit ihren Gedanken wichtige Anstöße gegeben, auch wenn sie ihre Modelle oder Lösungsansätze in manchen Punkten überschätzten. Doch solche Inputgeber sind nötig, um die oft eingefahrenen Debatten mit neuen Sichtweisen zu beleben.
Manchmal ist es natürlich besonders schwierig, sich einem neuen Konzept zu öffnen – dann nämlich, wenn ihm ein völlig neuer Ansatz, ein neues Paradigma zugrunde liegt. Doch gerade darauf sind wir heute offenbar angewiesen, haben alle bisherigen »Reformen« doch eines gemeinsam: Sie führen uns nicht, wie erhofft, aus der Sackgasse heraus. Wäre es da nicht an der Zeit, die Scheuklappen abzulegen und sich einmal auf Überlegungen einzulassen, die von anderen Ansätzen ausgehen und andere Zusammenhänge herstellen, als wir sie bisher kannten?
Genau dies wird im vorliegenden Buch versucht, in dem von der Organisation Equilibrismus e.V. Vorschläge zusammengetragen wurden, die zu einer verbesserten Lage alles Lebendigen auf dieser Erde beitragen könnten. Dabei wird hier nicht der Anspruch erhoben, schnelle Patentlösungen anbieten zu können. Grundlage ist ein völlig neues sozioökologisches Wirtschaftssystem, auf dem aufbauend ein veränderter Umgang mit der Natur sowie unter uns Menschen möglich werden könnte.
Ich selbst kann unmöglich alle hier gemachten Vorschläge bewerten und dafür geradestehen, dass sie funktionieren könnten. Aber ich hege große Sympathien für Menschen, die sich auf so breiter Ebene auf geistiges Neuland wagen, die neben ihren beruflichen und familiären Verpflichtungen den Enthusiasmus aufbringen, sich nicht nur Gedanken über eine bessere Welt zu machen, sondern diese sogar in einem Modell umzusetzen versuchen, in dem einfache Lösungen für schwierige, untereinander verflochtene Probleme erprobt werden sollen.
Dieses Buch verdient Leser, die bereit sind, sich neuen Sichtweisen zu öffnen, und willens, sich an der notwendigen Debatte über neue Lösungen zu beteiligen. Seien Sie neugierig! Lassen Sie sich möglichst unvoreingenommen auf seinen interessanten Inhalt ein. Danach entscheide jeder, wo er konform geht oder wo er widerspricht.
Daniel Goeudevert
Daniel Goeudevert war Vorstandsmitglied der Volkswagen AG. Er machte sich bei VW einen Namen als „Querdenker“, der gern ungewöhnliche Ansichten und Managementmethoden vertrat und dabei auch die menschliche Seite des Geschäfts nicht vergaß. Er unterstützte den Ausbau des Öffentlicher Personennahverkehrs und befürwortete die Entwicklung umweltfreundlicher Autos. Letztlich scheiterte Goeudevert mit diesem Ansatz an seinen eher traditionell eingestellten Kollegen und musste daher 1993 Volkswagen verlassen. Seitdem versuchte er, seine Ansätze einer kreativen Unternehmensführung in einer von ihm initiierten Europäischen Management-Schule umzusetzen.
PS: Das Sachbuch „Equilibrismus“ der Autoren Volker Freystedt und Eric Bihl erschien 2006 im Signum-Verlag, München und ist vergriffen. Man kann es jedoch für 5 Euro als PDF-Datei beim Equilibrismus e.V. unter www.equilibrismus.de bestellen.
(Foto in der Blogübersicht von Stuart Mentiply, Wolfsburg)