Der Erde geht es wieder besser
Die Erde steht derzeit still, zumindest ein bisschen. Unser Planet ist wegen der Corona-Krise ruhiger geworden. Das ist sogar messbar, schrieb Die Welt kürzlich in einem Artikel. In ihm heißt es unter anderem:
„Eigentlich würden wir ins Büro, zur Schule oder Uni gehen. Mit dem Auto oder Zug fahren. Industrieanlagen würden auf Hochdruck laufen, Schwertransporte über die Straßen rattern und Bohrungen stattfinden. Und all diese menschlichen Aktivitäten würden die Erde ständig erschüttern. Eigentlich.
Denn wegen der Corona–Krise und den damit einhergehenden Ausgangsbeschränkungen weltweit haben diese Erschütterungen abgenommen – und das sogar messbar.
Unsere Bewegungen und Aktivitäten zusammen verursachen ein seismisches Störrauschen in den Messdaten der Detektoren. Diese Ausschläge sind zwar nur klein, können aber manchmal ausreichen, um schwache Erdbeben zu überdecken. Das durch uns erzeugte permanente Brummen und Summen der Erdkruste nimmt an Feiertagen wie beispielsweise Weihnachten oder an Wochenenden etwas ab. Oder eben jetzt als Folge der Corona-Pandemie, wie Seismologen festgestellt haben.“
In FEUER AM FUSS, dem dritten Band der Maeve-Trilogie, ist die Erde ebenfalls auf dem Weg der Besserung. Daran ist allerdings kein weltweiter Lockdown schuld, sondern eine in den Regionen der URP (United Regions of the Planet) gepflegte neue Lebensweise, die der natürlichen Mitwelt den nötigen Respekt erweist. Im letzten Kapitel besucht Malcolm Double U, ein bekehrter Milliardär, Maeva zu ihrem Geburtstag. Hier ein Auszug aus dem Kapitel:
Malcolm flüsterte Maeva etwas ins Ohr, woraufhin die beiden die Tafel auf einen kleinen Spaziergang durch den Garten verließen.
„Mein wirkliches Geschenk für Sie habe ich hier in meiner Brieftasche,“ sagte Malcolm und klopfte sich aufs Herz. Dann reichte er Maeva den mit einem Prägestempel versehenen Umschlag. Der Stempel zeigte das Wappen der URP-Region Pumalin.
„Was ist das?“ fragte Maeva neugierig, indem sie an dem Umschlag schnupperte.
„Es ist das verschämte Eingeständnis der Wissenschaft, dass sie dem Wissen der Naturvölker immer hinterher gehinkt ist. Der Umweltphysiker Norman Macfarlane von der Universität Edinburgh ist ein Freund von mir. Ich habe ihn gebeten, mir den Satellitenfilm, welcher der Öffentlichkeit in den nächsten Wochen präsentiert werden soll, im Vorwege zur Verfügung zu stellen. Ausschließlich zu privaten Zwecken, das musste ich ihm versprechen …“
Maeva betrachtete den Chip in ihrer Hand, den sie dem Umschlag entnommen hatte.
„Dieser Film zeigt, dass die Erde atmet,“ hörte sie Malcolm sagen „Damit wird sie nun auch von der Wissenschaft als lebendiges Wesen anerkannt. Naja, so ganz zugeben mögen sie es noch nicht. Sie sprechen von Gasen im langwelligen Infrarotbereich, die durch die Lebenszyklen der Pflanzen zu erklären sind. Das kommt mir vor, als würden sich ein paar Bakterien darüber streiten, ob der Körper, in dem sie leben, lebendig ist oder nicht. So sind sie eben. Ähnliche Aufnahmen gab es übrigens schon vor zwanzig Jahren. Seit zwanzig Jahren weiß man, dass die Erde im Wandel der Jahreszeiten ein und ausatmet wie ein lebendiger Organismus. Was an diesen neuen Aufnahmen jedoch verblüfft, ist die Tatsache, dass unser Planet im Vergleich zu damals in einen erkennbar ruhigeren Atemrhythmus gefunden hat. Der Erde scheint es offensichtlich wieder besser zu gehen.“
Maeva fiel Malcolm um den Hals, streifte die Sandalen von den Füßen und lief zur Feuerstelle, die sie ein paar Mal laut lachend umrundete, bevor sie sich in die Phalanx der Tänzerinnen einreihte.