Die vierte Macht - Zitate
„Medien können niemals als Speerspitze eines gesellschaftlichen Umbruchs fungieren. Woher sollte denn plötzlich ein avantgardistisches Bewusstsein der Medienarbeiter kommen, sie sind doch tief eingebettet in unsere Gesellschaft.“ Harald Schumann, Tagesspiegel
„Politiker und Journalisten teilen zur Zeit das gleiche Schicksal. Beide lernen im Zeichen der Finanzkrise in solcher Geschwindigkeit dazu, dass sie die Dinge, die sie vor drei, vier Monaten noch nicht zu denken gewagt hatten, plötzlich denken müssen.“ Cordt Schnibben, Der Spiegel
„Über uns schwebt ein riesiger Hammer. Bei der Finanzkrise geht es ja in Wahrheit um die Frage, ob Politik und Demokratie überleben. Oder ob uns die Demokratie aus der Hand genommen wird und wir von Mächten manipuliert werden, auf die wir keinen Einfluss mehr haben.“ Hans-Ulrich Jörges, Der Stern
„Hier die linksliberalen Journalisten und da die Rechten, alles Blödsinn. Es geht um Kohle, es geht um Marktanteile. Du kannst doch Walter Meyer von der Bild sofort den Spiegel machen lassen oder umgekehrt. Das sind Profis, keine Idealisten. Die stellen sich auf jede neue Aufgabe blitzartig ein.“ Helge Timmerberg, Kult-Autor
„Wie soll unsere Welt einmal aussehen? Vergiftet? Zubetoniert? Vollgemüllt? Die Zivilisationswüsten breiten sich unaufhaltsam aus. Wenn das so weitergeht, gibt es Natur bald nur noch im Museum zu besichtigen.“ Dietmar Schumann, ZDF-Redaktion ZEIT
„Es ist ja nicht so, dass wir nicht ausführlich über die Umweltkrise berichten würden. Es fällt nur auf, dass die Quoten dann in der Tendenz absacken.“ Anne Gesthuysen, ARD-Morgenmagazin
„Ich denke, dass wir es künftig mit drei gesellschaftlichen Strömungen zu tun haben werden: die klassisch konservative, die sozialdemokratische und die ökologische Strömung. Was die Letztere angeht, so glaube ich, dass sich da eine riesige Marktlücke auftut, weil es bisher in Deutschland keine Zeitung gibt, die in der Lage ist, diesen neuen Teil der Gesellschaft zu bedienen.“ Peter Unfried, Chefreporter der taz
„Begriffe wie Klimawandel oder Nachhaltigkeit scheinen unsere Leser regelrecht abzuschrecken. Die Ablehnung von Umweltthemen ist auch politisch relevant. Woran liegt es, dass einige der wichtigsten Fragen der Menschheit auf ein so geringes Interesse stoßen?“ Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur DIE ZEIT
„Alle Welt redet von Politikverdrossenheit, aber ich glaube, dass das Vertrauen der Bürger in die Medien ebenso erschüttert ist wie das in die Politik. Die meisten Medien spielen auf dem Entertainment-Ticket. Wo sind sie denn, die denkenden Verleger und Intendanten?“ Jochen Schildt, Chefredakteur Greenpeace-Magazin
„Mit mir keine Untergangsstimmung. Seit es sie gibt, ist die Menschheit aufgerufen, unmögliche Situationen mit Lösungen zu behaften“. Michel Friedmann, Moderator der TV-Sendung Studio Friedmann
„Statt eine verlogene Objektivität vorzugaukeln, halte ich eine engagierte journalistische Meinung, die auf guter Recherche beruht, für viel gesünder.“ Geseko von Lüpke, freier Journalist und Buchautor
„Eigentlich müsste man in Krisen-Zeiten ja erwarten, dass wir Journalisten mit dem was wir aufdecken, was wir schreiben, Einfluss auf die gesellschaftlichen Entwicklungen nehmen. Das tun wir aber nicht mehr. Die wirklichen Veränderungen in der Gesellschaft finden oft jenseits dessen statt, was wir im Print oder meinetwegen auch Online veranstalten. Das sind alles Bewegungen, die nicht von uns bewirkt worden sind: Occupy, Attac, Anonymous, Wiki-Leaks. Diese Leute interessiert schon lange nicht mehr, was die klassischen Medien machen.“ Michael Jürgs, Ex-Stern-Chef und Buchautor
„Was ich sehe, ist eine sich erheblich verändernde Gesellschaft. Es kann und wird nicht immer höher, weiter, schneller gehen. Unsere Wirtschafts- und Finanzordnung hat gerade einen Offenbarungseid geleistet. Unsere Ressourcen gehen uns aus. Wir hinterlassen den Nachfolgegenerationen ökonomisch und ökologisch ein schweres Erbe.“ Anne Will, Moderatorin der ARD Talkshow Anne Will
„Eines der grundlegenden Probleme im Journalismus ist, dass immer weniger Leute bereit sind zu akzeptieren, dass es im Mediengeschäft um mehr geht als um die übliche Gewinn- und Verlustrechnung. Es ist doch unglaublich, was sich alles an Desastern, Revolutionen, Finanzkrisen, globalen Umwälzungen ereignet. Es müsste uns Journalisten doch in den Fingern jucken. Aber viele der verantwortlichen Chefredakteure und Verlagschefs haben das Problem, nämlich die Ausbeutung, die Misshandlung unseres Planten mit ihren fatalen Folgen für uns alle, in seiner Tragweite nicht erkannt oder einfach verdrängt. Sie glauben nicht daran, dass damit Auflage und Geld gemacht werden kann.“ Klaus Liedtke, Ex-Chefredakteur Stern und National Geographic
„Immer wenn es in der Politik nicht weitergeht ist die Presse gefragt – am Ende, wenn alles schief geht, war meist die Presse schuld. Hätten die von den Medien nicht vorher noch was bewegen können? Manchmal vielleicht, sehr oft aber auch nicht. Es fällt zunehmend schwer mit Optimismus und Kreativität zu sehen, was noch möglich ist. Tatsächlich müssen neue Formen des zivilen Aufrüttelns entwickelt werden.“ Gert Scobel, Leiter des Programmbereichs Wissen beim ZDF
„Sie tun so, als sei der Planet selber ein Maßstab, das ist aber Unsinn. Nur der Mensch ist der Maßstab und alles muss sich daran ausrichten, ob es für den Menschen gut ist. Der Planet ohne Menschen hat überhaupt keinen Sinn.“ Jakob Augstein, Verleger der Wochenzeitung Freitag
„Die Medien färben uns mit ihrer Auswahl, Interpretation und Darstellung die Welt ein und beeinflussen unsere Aufmerksamkeit und unsere Erwartungen. Medien sind deshalb auch Vertrauensgüter. Der Medienkonsument muss sich darauf verlassen können, dass er vielfältig, objektiv und nicht einseitig über Relevantes informiert wird, damit er sich als Bürger an der Gesellschaft beteiligen kann.“ Kurt Imhof, Schweizer Medienwissenschaftler
„Wir haben von allen zu viel. Wir haben zu viele Autoren, wir haben zu viele Regisseure, wir haben zu viele Producer. Wir haben aber auch zu viele Journalisten, Architekten und Apotheker. Wir haben zu viel Talent, zu viel Kreativität im Markt. Das hat dazu geführt, dass es für junge Leute immer schwieriger wird, sich von ihrer kreativen Leistung zu ernähren.“ Hubertus Meyer-Burckhardt, Geschäftsführer der Polyphon-Gruppe
„Nehmen wir mal an, der Ökozid wäre heute schon eingetreten. Dann würde es die Tagsschau morgen schon als Normalität behandeln. Es gibt diesen einen Moment gar nicht, wo man sich fragt, Haltstopp, was ist hier geschehen? Die Medien schaffen es, aus den größten Brüchen immer wieder eine Scheinnormalität zu konstruieren.“ Frank Schirrmacher, Herausgeber der FAZ
Aus „Die vierte Macht“ – Spitzenjournalisten zu ihrer Verantwortung in Krisenzeiten“ von Dirk C. Fleck. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg. Im Buchhandel erhältlich ab 16. August. Ebenfalls versandkostenfrei zu bestellen unter www.equilibrismus.de.