Von der Kunst des aberwitzigen Lachens
In einem bemerkenswerten Interview in der Zeitschrift SCHROT&KORN hat der Comedian Moritz Neumeier (34) seine tiefsitzenden Bedenken geäußert, was unser aller Zukunft betrifft. Sein Fazit ist ernüchternd: „Jeder Experte sagt,“ so Neumeier, „alles, was wir gerade machen, ist maximal falsch. In 30 Jahren ist das hier vorbei, bei den Leuten in Südostasien noch ein bisschen früher. Vielleicht überleben irgendwo ein paar Superreiche, aber die Welt, wie ich sie kenne, endet 2050.“
Moritz Neumeier wurde einem Millionenpublikum bekannt mit seinen YouTube-Videos „Auf eine Zigarette mit Moritz Neumeier“. Er selbst bezeichnet sich als traurigen Clown, sein neuestes Programm, mit dem er durch Deutschland tourt, lautet: „Am Ende ist eh egal“. Der Titel deutet bereits darauf hin, dass dieser Comedian nicht um jeden Preis lustig sein will, sein Humor erwächst aus Weltschmerz. Er legt den Finger in unsere Wunden, bis es wehtut. Und mittendrin entsteht dieses für ihn so typische aberwitzige Lachen.
An eine dringend notwendige Kehrtwende, um den drohenden Ökozid noch abzuwenden, glaubt Neumeier nicht. „Anstatt uns zu besinnen und unsere Lebensweise zu hinterfragen, sagen wir lieber: jeder darf leben, wie er will. Gut, dann sterben wir eben in 30 Jahren. Das ist auch okay.“ Auf die Frage, „Lieber Demokratie oder Öko-Diktatur? positioniert sich Moritz Neumeier unmissverständlich deutlich: „Öko-Diktatur! Ich verstehe nicht, warum es immer noch erlaubt ist, so viel Fleisch zu essen oder innerhalb Deutschlands zu fliegen. Das ist einfach pervers und krank.“
Damit greift er exakt auf, was Dirk C. Fleck in seinem Klassiker „GO! Die Ökodiktatur“ bereits 1993 radikal zu Ende gedacht hat. Dort wird die Gesellschaft nach zehn Grundgesetzen regiert:
https://www.youtube.com/watch?v=n-NAY9mu_rw
Warum Moritz Neumeier dann trotz allem zur Schau gestellten Pessimismus als Comedian durch die Lande zieht, beantwortet er wie folgt: „Ich mache automatisch Witze, wenn ich Angst habe, traurig, depressiv oder wütend bin. Das ist wie ein Schutzschild. Humor hilft bei der Bewältigung negativer Gefühle. Spaß und Ernst bedingen sich gegenseitig. Gut gelaunte, lachende Menschen haben eher die Kraft, sich ernste Themen anzuschauen und etwas zu ändern. Und wer deprimiert ist, kann oft umso lauter lachen. Denn Lachen befreit.“
In Deutschlands zum Teil sehr albernen Kabarett- und Comedyszene sticht Moritz Neumeier angenehm hervor. Weil er es konsequent ablehnt, um den heißen Brei herum zu reden. Dafür gebührt ihm unser Respekt.
Hier das komplette Interview aus: Schrot&Korn vom 15. 1. 2022
https://schrotundkorn.de/leben/moritz-neumeier-die-welt-endet-2050