Beten wir, dass dies niemals passieren möge
Er ist 660 km lang. 1,1 km breit und mit einer Fläche von 1.100 Quadratkilometern mehr als doppelt so groß wie der Bodensee. 40 Billionen Liter Wasser kann der Stausee am Jangtsekiang, dem mit 6.380 km längsten Fluss Chinas, fassen. Diese Mengen drücken mit der unglaublichen Kraft von 31,4 Millionen Tonnen auf die Staumauer des Dreischluchtendamms. Der größte Staudamm der Welt, der in China als das Prestigeobjekt schlechthin gilt, entpuppt sich inzwischen als tickende Zeitbombe. Mit 185 Metern ist die 2,3 km lange Staumauer höher als der Kölner Dom. Bisher hielt die chinesische Regierung die Risiken geheim. Erst jetzt zeigt sich, wie groß die Bedrohung wirklich ist. Peking entschied sich beim Bau nämlich für die größtmögliche Stromproduktion, und das auf Kosten der Sicherheit.
Ein Dammbruch würde eine unvorstellbare Katastrophe nach sich ziehen. Eine gigantische Flutwelle würde die ganze Region mit sich ziehen. Experten schätzen, dass sich die Opferzahlen auf mindestens 15 Millionen Tote belaufen könnten. Ein Heer von 4.600 bewaffneten Soldaten patrouilliert um den Staudamm, um möglichen Terrorangriffen zuvor zu kommen. Vier Flugabwehrraketen stehen bereit. Mehrere Militärhubschrauber kreisen Tag und Nacht über dem Gebiet, zudem kreuzen acht bewaffnete Patrouillenboote auf dem See. Zehn Kilo Sprengstoff, so die Experten, könnten ausreichen, um den Damm schwer zu beschädigen.
Aber die Gefahr droht nicht nur durch Terrorangriffe, sie wurde dem Staudamm bereits beim Bau implantiert. Bereits kurz nach Fertigstellung des Dreischluchtendamms sickerten erste beunruhigende Informationen über den Zustand der Staumauer durch, in dessen Beton mehr als hundert Risse festgestellt wurden. Die größten sind 30 Meter lang und drei Meter tief. Die lebensgefährlichen Mängel waren der Regierung bekannt, doch geflutet wurde der Stausee 2006 trotzdem. Die Risse liegen nun unter Wasser. „Beim Bau des Dammes wurden minderwertige Baumaterialien verwendet.“ erklärt der Geologe und ehemalige Leiter des geologischen Instituts in Sichuan, Fan Xiao. „Eine Folge der Korruption innerhalb der chinesischen Behörden.“ Fan Xiao entdeckte bei seinen geologischen Untersuchungen einen noch viel brisanteren Risikofaktor, der beim Bau des Staudamms weder den Ingenieuren noch der Regierung bekannt war. So zeigen die neuesten Studien, dass der Damm auf tektonisch hoch instabilen Untergrund errichtet wurde. Die Wassermassen selbst können Erdbeben auslösen.
Der ständig wechselnde Wasserstand weicht die Ufer auf. Es besteht die Gefahr, dass ganze Berghänge in den Stausee rutschen könnten. Sie würden riesige Flutwellen auslösen, mit tsunamiähnlicher Wirkung.
Wie dramatisch es wirklich um den Dreischluchtendamm steht, zeigt ein Regierungsstatement des ehemaligen Chinesischen Premiers Wen Jiabao: „Einige der Probleme des Damms zeigten sich schon während der Planungsarbeit. Ihre Lösung wurde auf die Zeit nach der Inbetriebnahme verschoben. Andere konnten aufgrund damaliger Beschränkungen nicht effektiv gelöst werden. Es besteht fortlaufender Handlungsbedarf“.
Was würde passieren, wenn die Staumauer eines Tages wirklich bricht?
Ein ohrenbetäubender Knall würde durch die Schluchten hallen. Mit einer gewaltigen Explosion würde sich das Wasser aus seinen Mauern befreien und mit 140 000 Kubikmetern pro Sekunde über die Betonmauer hinweg schießen. Die Sintflut würde den Lauf des Flusses entlang rasen. Kein Baum, kein Haus, kein Mensch, kein Tier würden der tödlichen Wucht entkommen. Selbst in der 23-Millionen Metropole Shanghai würde die Flutwelle gigantische Schäden anrichten, bevor sie sich auf ihrer tödlichen Höllenfahrt schließlich ins Meer ergießt.
Damit wäre ein Szenario Wirklichkeit geworden, wie es im zweiten Band unserer Maeva-Trilogie ausführlich beschrieben wurde (Seite 119 bis 132).
Wir haben bisher mit vielen Voraussagen, wie sie im Tahiti-Projekt, dem Südsee-Virus und FEUER AM FUSS getroffen wurden, recht behalten. In diesem besagten Fall können wir nur inständig hoffen, dass sich unsere „Hochrechnung“ nicht bewahrheitet. Die Chancen dafür sind allerdings gering.
* Quelle: Kann dieser Damm 15 Millionen Menschen töten? aus: Welt der Wunder 1/2022