DIE MACHT DER PETROCHEMIE
Wie Rudolf Diesel und Henry Ford ausgebremst wurden
Die menschliche Geschichte hält so manch delikaten Treppenwitz bereit. So verdanken wir die unsägliche Automobilmachung auf diesem Planeten ausgerechnet zwei Männern, die ethisch hoch gerüstet waren, denen es zudem an ökologischer Weitsicht nicht mangelte: Rudolf Diesel (Foto. 1858-1913) und Henry Ford (1863-1947).
Ford (“Ein Idealist ist ein Mensch, der anderen Menschen dazu verhilft, zu Wohlstand zu gelangen”) stellte bereits 1941 das erste Bio-Fahrzeug her, ein Auto, das buchstäblich auf dem Acker wuchs: gebaut aus Holzfasern, Hanf, Sisal und Weizenstroh, betrieben mit Hanföl. Es ging allerdings nie in Serie. Die Macht der Petrochemie und Stahlindustrie war einfach zu groß. Ein herber Schlag für den Mann, der für sein soziales Engagement bekannt war und der sich in seinem Buch “Das Große Heute, das Größere Morgen” extrem kritisch mit dem kapitalistischen System auseinandersetzte.
Bei Diesel verhielt es sich nicht viel anders. Der Erfinder des Dieselmotors verwahrte sich ein Leben lang dagegen, dass sein Motor in der Rüstungsindustrie Anwendung fand, auf Kriegsschiffen und in Panzern zum Beispiel. Er wollte einfach nicht schuldig werden und scheiterte grandios. Da er die Falle, in die unsere Gesellschaft durch die Abhängigkeit vom Öl tappte, rechtzeitig erkannte, experimentierte Diesel schon vor über hundert Jahren mit alternativen Antrieben. Er wußte sehr genau um die enorme Schadstoffbelastung, die auf uns zukommen würde, wenn man dem benzinbetriebenen Verbrennungsmotor nicht etwas entgegensetzen würde. Auf der Pariser Weltausstellung von 1900 stellte er einen Motor vor, der mit Erdnussöl betrieben wurde.
Rudolf Diesel, dessen Gesundheit durch jahrelange Patentstreitigkeiten und durch andauernde Angriffe von Wissenschaftlern arg gelitten hatte, war stolz auf seine Erfindung. Noch stolzer aber war er auf ein Buch, das er geschrieben hatte, das aber kaum Beachtung fand. Es trägt den vielsagenden Titel “Solidarismus – natürliche wirtschaftliche Erlösung des Menschen”. Der Maro-Verlag hat das Werk, das heute aktueller ist denn je, vor vier Jahren dankenswerterweise neu aufgelegt.
Ein großes Rätsel gibt Diesels Tod auf, immer noch. Am 29. September 1913 ging Rudolf Diesel in Antwerpen an Bord des Postdampfers Dresden, um in London an einem Treffen der Consolidated Diesel Manufacturing Ltd. teilzunehmen. Er schien guter Laune zu sein, wurde aber, nachdem er abends in seine Kabine gegangen war, nie wieder gesehen. Am 10. Oktober sah die Besatzung des niederländischen Regierungslotsenbootes Coertsen bei heftigem Seegang die Leiche eines Mannes im Wasser treiben. Sie konnte die in Auflösung befindliche Leiche nicht bergen, sondern nur den Kleidern einige kleine Gegenstände entnehmen (Pastillendose, Portemonnaie, Taschenmesser, Brillenetui), die von dem Sohn Eugen Diesel als Gegenstände seines Vaters identifiziert wurden.
Obwohl es nicht bewiesen werden konnte, hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass Diesel im Auftrag der Ölindustrie ermordet worden war, da er gerade an einer äußerst effektiven Biodiesel-Variante arbeitete, die den Profiteuren des herkömmlichen Verbrennungsmotors einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte …