Experten für das Tahiti-Projekt
Um nachhaltige Lösungen für alle Lebensgrundlagen bieten zu können, ist der Equilibrismus e. V. ständig auf der Suche nach passenden Experten. Beim Symposium am 16. April 2011 in Berlin haben sich einige von Ihnen getroffen, um mehr über das Tahiti-Projekt zu erfahren.
Allen Beteiligten des Symposiums war offensichtlich klar, wie wichtig es ist, vor dem Hintergrund der an Dramatik kaum noch zu überbietenden globalen Entwicklungstrends zusammen zu arbeiten, um sich in einer gemeinsamen Anstrengung gegen die Folgen kollabierender Wirtschafts- und Natursysteme zur Wehr zu setzen. Sonst wären sie nicht so zahlreich erschienen und engagiert zu Werke gegangen. Unter anderem konnten wir Monika Griefahn (ehem. Umweltministerin Niedersachsens und Mitbegründerin von Greenpeace), Dieter Janecek (Landesvorsitzender der Grünen in Bayern) und Solararchitekt Rolf Disch begrüßen. Fotos von der Veranstaltung sind auf unserer Facebook-Seite zu finden.
„Wir können Probleme nicht mit den Denkmustern lösen, die zu ihnen geführt haben. Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will.“ Albert Einstein.
Die Frage, die wir unserem Symposium vorausgestellt haben, lautete: Ist der moderne Mensch noch fähig, in Symbiose mit der Natur zu leben und zu wirtschaften?
Wir akzeptieren die Karten nicht mehr, die dieses System an uns austeilt. In diesem Spiel wird den kritischen Geistern lediglich die Rolle der Feuerwehr zuerkannt. Es macht aber wenig Sinn, sich mit Reparaturarbeiten zu begnügen, die sich früher oder später doch nur als Tropfen auf den heißen Stein herausstellen werden (siehe Rahmenbedingungen). Wir müssen endlich anfangen, unser eigenes Spiel zu spielen: das Spiel der positiven Visionen. Nur mit einer positiven Vision wird es möglich sein, die Menschen mitzunehmen und davon zu überzeugen, dass der moderne Mensch sehr wohl in der Lage ist, in Symbiose mit der Natur zu leben und zu wirtschaften. Dazu ist es allerdings erforderlich, aus dem bestehenden System auszubrechen, um etwas völlig Neues zu probieren.
„Utopien sind keine Träumereien, sondern die Voraussetzung für eine kreative Gestaltung der Zukunft.“ Hans-Peter Dürr.
Ein Höhepunkt des Symposiums war der Vortrag des Sozialpsychologen Professor Harald Welzer (Autor des Buches „Klimakriege: Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird“ – siehe Medien). Welzer bezichtigte die Politik, durch das Fetischisieren von Wachstum in illusionäre Wirklichkeiten zu führen. „Was sich im Moment als Realpolitik ausgibt, ist Illusionspolitik und was Utopismus ist, ist Realpolitik. Utopische Handlungsmaximen sind realistisch, weil sie davon ausgehen, dass wir so wie bisher nicht weitermachen können. Es muss einen radikalen Wandel geben. Kein Wandel im Kontext bestehender Praktiken, sondern eine Veränderung der Praktiken selbst!“
Mit anderen Worten: Es ist dringend erforderlich, einen Konsens darüber herzustellen, dass es mit den heutigen Maßnahmen und Rezepten keine Lösung für die umfangreichen Probleme geben kann. Dass wir eine Vision und eine Neuorientierung brauchen.
„Lang ist der Weg durch Lehren, kurz und wirksam durch Beispiele.“ Seneca.
Rufen wir in Erinnerung, was uns Professor Dirk Messner (Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik) in seinem Vortrag am Vorabend des Symposiums mitzuteilen versuchte: „Machen wir uns die Rahmenbedingungen klar, in denen es zu handeln gilt. Die Zeit drängt, wenn man den größten Problemen noch Einhalt gebieten will.“ Messner konstatierte zwar, dass es im deutschsprachigen Raum bereits viele alternative Initiativen gebe, aber eine gemeinsame Plattform, auf der man sich austauschen und gegenseitig inspirieren könnte, fehlt nach wie vor.
„Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann – tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde.“ Margaret Mead.
Gastgeber Eric Bihl, Vorsitzender des Equilibrismus e. V., informierte über das „Tahiti-Projekt“, das der Verein seit längerer Zeit betreibt und das nun auf einer polynesischen Insel Wirklichkeit werden soll. Die Forderung Professor Welzers nach Modell- oder Laborversuchen, mit dem der Weltöffentlichkeit bewiesen werden kann, dass es möglich ist, sich abseits des herkömmlichen Systems neu zu orientieren, wäre damit erstmals erfüllt. Bihl wörtlich: „Ein alternatives Wirtschafts- und Gesellschaftssystem bietet die Möglichkeit, globales und regionales Denken und Handeln miteinander zu verbinden und einen Großteil der verlorenen Zeit zurückzugewinnen. Indem wir im kleinen Maßstab erproben und demonstrieren, dass alle Grundbedürfnisse des Menschen wie Energie, Mobilität, Nahrung, Kleidung und Behausung (siehe Lebensgrundlagen) in Einklang zu bringen sind, dass wir auf diese Weise in der Lage sind, mit der Natur statt gegen sie zu wirtschaften, würde für einen ungeheuren Schub und Impuls sorgen. Eine derart in Gang gesetzte Dynamik bliebe nicht ohne Wirkung auf die Entscheidungsträger in den Medien, den Öko-Unternehmen, bei Experten und prominenten Vordenkern. Wir brauchen jeden Einzelnen von ihnen als Multiplikator, damit sich die Idee so schnell wie möglich verbreitet. Wir können uns weitere Jahre des Nichtstuns einfach nicht mehr leisten.“
Bihls eindringlicher Appell wurde von den vierzig Teilnehmern des Symposiums interessiert, erstaunt und wohlwollend zur Kenntnis genommen. Man war sich einig, den Equilibristen bei ihrem engagierten Vorhaben alle erdenkliche Unterstützung zukommen zu lassen, damit der Modellversuch so schnell wie möglich in die Tat umgesetzt werden kann.
„Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch doch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.“ George Bernhard Shaw.
Rahmenbedingungen
- Klimawandel
- Bevölkerungswachstum
- Biodiversität (Fauna & Flora)
- Finanzsystem + Verschuldung
- Nahrung + Wasser
- Rohstoffe (Öl + Seltene Erden + Uran)
- Verstädterung
- Müllproblematik
- Soziale Unruhen
- Überforderung der Staaten
Lebensgrundlagen
individuelle
- Energie
- Mobilität
- Nahrung
- Kleidung
- Behausung
gesellschaftliche
- Geld / Steuersystem / Grundeinkommen
- Bodenrecht / Bodenreform Parlament / UNO-Reform
- Gesundheitswesen
- Kultur
- Spiritualität
Medien
Prof. Dr. Harald Welzer
- „Zukunftsfähige Beispiele statt Konjunktive“ (» Interview)
- „Der große Hebel“ (» Video zur Utopia-Konferenz 2009)
- Klimakriege: Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird (» Buch)
Prof. Dr. Dirk Messner
- „Gerechtigkeit & klimaverträgliche Weltwirtschaft“(» Video von der Grünen-BDK 2009)
- Welt im Wandel: Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation
(» Zusammenfassung des WBGU-Gutachtens als pdf)
Sonstige