The whole week for future
Seit längerem schon demonstrieren viele Menschen freitags, fordern eine deutlichere Reaktion der Politik auf den Klimawandel.
Zunächst waren es fast ausnahmslos Schüler (denen teilweise unterstellt wurde, einen guten Grund zum Schwänzen gefunden zu haben), dann kamen auch Erwachsene dazu (die teilweise das schlechte Gewissen trieb, zu der Generation zu gehören, die den Schlamassel zu verantworten hat).
Einige Erwachsene jedoch kommentierten die Demonstrationen von oben herab, allen voran FDP-Chef Lindner. In onkelhafter Manier gab er zu verstehen, dass die Kids solch wichtige Themen doch besser denen überlassen sollten, die über Ahnung verfügen. Anders gesagt: die Forderung nach einem Abbremsen des Klimawandels sind zwar verständlich, aber nicht so einfach umzusetzen, wie sich das die naiven Kleinen so vorstellen. Hat er damit unrecht? Nicht so wirklich. Denn ein Umsteuern mit dem Ziel weniger Erwärmung setzt ein Verzicht auf Wirtschaftswachstum voraus. Und dies wiederum geht nur mit einem anderen Wirtschaftssystem, welches eine andere Geld- und Bodenordnung voraussetzt. Und eine so weitreichende Reform, das weiß der erfahrene Onkel Lindner, ist in unserer heutigen Parteienlandschaft undenkbar. Da er aber Teil dieser Parteienlandschaft ist, wird er den Teufel tun und über den Weg reden, auf dem solche tiefgreifenden Reformen doch umgesetzt werden könnten: indem wir zunächst eine andere Form der Demokratie entwickeln, in der der Wille des Volkes nicht erst durch dichte Lobbyfilter zu den Parlamentariern dringt, sondern themenbezogen direkt abgefragt wird. Letztlich würde das bedeuten, dass wir Bürger uns nicht nur gelegentlich als Wahlvolk betätigen und ansonsten mit unseren Meinungen die social media zumüllen, sondern dass wir uns ständig gesellschaftspolitisch einbringen. Also nicht bloß fridays for future, sondern die ganze Woche!
Autor: Volker Freystedt