Brief an die Zukunft
München im Jahr 2050: Bei einer Aufräumaktion finden Jugendliche den „Zeitraum“, einen Bunker voller Botschaften an kommende Generationen. Equilibrismus-Vorstand Eric Bihl und Roman-Autor Dirk C. Fleck haben sich im Jahr 2014 per Post an dem Kunstprojekt beteiligt.
Liebe Nachkommen unserer verblendeten Generation,
während wir uns verabredet haben, um die Kapitelfolge für den letzten Band unserer Maeva-Trilogie festzulegen, vermelden die Zeitungen in allen Großstädten Deutschlands einen nie dagewesenen Ansturm auf die Apple-Stores. Tausende von iPhone-Süchtigen (hoffentlich sagt euch der Begriff iPhone noch etwas) haben die Nacht auf den Straßen campiert, um zum Verkaufsstart des 700 Euro teuren Geräts, das seine Besitzer aus der Realität direkt in die virtuelle Welt entführt, rechtzeitig zur Stelle zu sein. Innerhalb von 24 Stunden gingen über 4 Millionen Vorbestellungen bei Apple ein. Wir erwähnen dies Ereignis, das nicht nur auf Deutschland beschränkt bleibt, sondern sich an diesem Tag auf der ganzen Welt abspielt, weil es ein treffliches Indiz dafür ist, was wir in unserer Romantrilogie ( „Das Tahiti-Projekt“, „Das Südsee-Virus“ und „Feuer am Fuß“ (Arbeitstitel) beklagen: die Entfremdung der Menschen von der Schöpfung und von sich selbst.
In unserem aktuellen Buch „Feuer am Fuß“ (Arbeitstitel) beschreiben wir den Zusammenbruch der Zivilisation, die sich in ihren Wachstumswahn quasi zu Tode gewirtschaftet hat. Sie sieht sich plötzlich mit der Endlichkeit der natürlichen Ressourcen konfrontiert, was unserer Meinung nach dazu führt, dass die Verteilungskämpfe um die Restbestände verheerende soziale Verhältnisse hervor bringen werden. Für uns ist dies nur eine literarische Hochrechnung. Ihr aber müsst mit den Verhältnissen, die euch die egoistischen Vorgängergenerationen hinterlassen haben, ganz praktisch umgehen. An diesem Punkt versagt unsere Fantasie, denn es fällt uns zunehmend schwerer, sich die Umstände, unter denen ihr zu leben gezwungen seid, vorzustellen.
In „Feuer am Fuß“ (der Titel lautet deshalb so, weil wir demnächst über verbrannte Erde laufen werden) zeigen wir neben den Schrecknissen aber auch Auswege auf, denn wo sich die negativen Energien ballen, entstehen immer auch positive Gegengewichte. Eine durch und durch verrottete Welt bietet zum Beispiel auch die Chance, das menschliche Bewusstsein neu auszurichten. Im Roman findet dies in einzelnen Regionen statt, in denen nicht mehr gegen die Natur, sondern mit ihr gewirtschaftet wird. Um diesen Regionen ein stabiles Fundament zu geben, werden sie von den Vertretern der U-Traditionen spirituell unterfüttert.
Wie gesagt, dies findet in einem Roman statt. Es ist praktisch der Hoffnungsanker, den wir in die Zukunft werfen. Und wir können nur hoffen, dass dieser Anker in eurer Gegenwart greift – dass ihr gemeinsam zur Besinnung kommen könnt. Falls diese Chance nicht besteht, möchten wir Euch für das Erbe, das wir euch hinterlassen haben von ganzem Herzen um Entschuldigung bitten.
Eric Bihl und Dirk C. Fleck
Der Zukunfts-Briefkasten steht seit Oktober 2012 in der Nähe des Münchner S-Bahnhofs Hirschgarten. Von dort werden die Briefe an die Zukunft abgeholt, gestempelt und zum „Zeitraum“ transportiert, einem ehemaligen Bunker unterhalb des neuen Grünzugs zwischen Hauptbahnhof, Pasing und Laim, wie » „Hallo München“ und » Abendzeitung berichten.