99 Notes

DIE GO! – SHOW
Unsere aus dem Ruder gelaufene Zivilisation führt direkt in den Ökozid. Aber sie zertrümmert nicht nur die Natur, sie wirkt sich auch verheerend auf unsere Psyche aus. Die 2009 verstorbene Pina Bausch (Ballettdirektorin des Wuppertaler Tanztheaters) hat auf die Frage eines Journalisten, wie sie sich Ihre Zukunft wünscht, folgendes geantwortet: „I don’t know…because…I think there are so big problems in the world, I… I wish… I hope…strength, a lot of strength… and love, I don´t know … a lot of strength…“
Was Pina sich in ihrer Sprachlosigkeit so sehnlich gewünscht hat, scheint allmählich aufzugehen. Die Kraftspeicher für die Wachgebliebenen in unserer narkotisierten Zivilgesellschaft sind fast leer. Und Nachschub ist nicht in Sicht. Jetzt gilt es, angesichts des globalen Treibens einer durchgeknallten Finanz- und Politelite, die nicht nur den Ökozid nach Kräften befördert, sondern im geostrategischen Ränkespiel wieder offen auf die atomare Karte setzt, nicht den Verstand zu verlieren.
Das Problem ist ja nicht die Krise! Das wirkliche Problem ist das Gefühl der Machtlosigkeit, dieser Eindruck, mit gebundenen Händen dazu stehen und nichts anderes tun zu können. Der Schweizer Historiker Carl J. Burckhard (1891 – 1974) drückte es so aus: „Es gehört zum Schwierigsten, was einem denkenden Menschen auferlegt werden kann: wissend unter Unwissenden den Ablauf eines historischen Prozesses miterleben zu müssen, dessen unausweichlichen Ausgang er längst mit Deutlichkeit kennt. Die Zeit des Irrtums der anderen, der falschen Hoffnungen, der blind begangenen Fehler wird dann sehr lang.“
Das Fatale ist, dass sich die dramatische Situation, in die wir uns gebracht haben, in unseren Medien in keiner Weise wiederfindet. Was müssten die Medien an diesem entscheidenden Wendepunkt unserer Geschichte leisten, wenn sie nicht tatsächlich als der bösartigste Reiter der neuen Apokalypse gelten wollen, die der geniale spanische Regisseur Luis Buñuel bereits in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts in Gestalt der Überbevölkerung, der Wissenschaft, des Technikwahns und eben der Medien über uns herein brechen sah? Ist es möglich, die Aufregung und das Aufregende unserer Zeit neu zu gewichten? Oder sind den Medien auf ewig die Hände gebunden in der gnadenlosen Gewinn- und Verlustrechnung unserer Tage. Es ist höchste Zeit, die Begriffe Gewinn und Verlust neu zu definieren. Genau das ist es, was in den Köpfen einer immer größer werdenden Zahl von Menschen zur Zeit passiert.
Ich habe mal ein wenig herumgespielt und ein Fernsehformat entwickelt, das unserer Situation angemessen wäre. Man wird ja noch mal träumen dürfen. Die Go!-Show ist ein Fernsehformat, welches in jedem Land der Erde funktionieren würde, das über Medientradition und Medienvielfalt verfügt. Insbesondere in jenen Ländern, deren Wirtschaftskraft es in wenigen Jahrzehnten verstanden hat, die unterschiedlichsten Kulturen auf diesem Planeten dem Gesetz ihrer Marktwirtschaft zu unterwerfen, um sie im „Global Village“ auf nie gekannte Weise zu „schleifen“.
Dirk C. Fleck
Die ausführliche Anleitung der GO!-SHOW finden Sie im Buch 99 Notes von Dirk C. Fleck.
Foto: Rudolf Prott