Wir müssen uns selbst retten!
Wachstum ist – angeblich – das Allheilmittel gegen Finanz- und Eurokrise, gegen Staatsverschuldung und Arbeitslosigkeit, gegen Armut und Mangel. Aber Wachstum bedeutet eben auch: Ressourcenverschwendung, Ausbeutung der Natur, Umweltzerstörung, soziales Ungleichgewicht. „Schluss damit“, sagte sich Eric Biehl – und erfand den EQUILIBRISMUS.
Die sperrige Neuschöpfung basiert auf dem lateinischen Wort für Gleichgewicht – Equilibrium. „Die Menschheit sitzt auf einem Zug, der immer schneller in die falsche Richtung fährt“, sagt Eric Biehl, Beamter beim Europäischen Patentamt in München. „Und je länger wir mit dem Abspringen warten, desto schmerzhafter werden wir landen“, erklärt der gebürtige Elsässer. Grund genug für ihn, sich jetzt konzeptionelle Gedanken zu machen, wie eine Gesellschaft und eine Zivilisation aussehen könnten, die die Natur nicht mehr unterwirft, sondern im Einklang mit ihr lebt. Und das nicht etwa, um die Natur zu retten. „Wir müssen nicht die Erde retten, wir müssen uns selbst, unsere menschliche Zivilisation retten. Die Natur regeneriert sich schnell. Aber in diesem kannibalistischen System, das wir seit der industriellen Revolution haben, zerstören wir solange unsere Umwelt, bis wir uns selbst zerstört haben. Aber wir, wir erholen uns davon nicht.“ Der Elsässer will durchaus nicht die Arbeit der vielen Öko-Organisationen abwerten, die sich – teils mit durchaus beachtenswerten Erfolgen, wie er gerne zugibt – um den Schutz der Natur und der Artenvielfalt kümmern. „Aber sie alle machen einen Fehler: Sie bewegen sich weiterhin in einem verunreinigten System. Gute Dinge, die in einem falschen System implementiert werden, bringen wenig, weil das ganze System auf Treibsand gebaut ist.“
Gebraucht werden sie – wenn es nach Eric Biehl geht – aber alle. „Wir müssen jede verfügbare Alternative miteinander in Einklang bringen. Aber das Bindeglied zwischen den einzelnen Puzzleteilen muss eine übergeordnete Vision sein.“ Nach Ansichten des Equilibrismus-Begründers braucht es angesichts des Zustands dieser Welt eben mehr als die Arbeit an Symptomen. Der Mann, der auf einem Bauernhof aufwuchs und Wirtschaft studierte, plädiert für einen großen Wurf, für einen umfassenden Paradigmenwechsel. Zunächst geht es Biehl um die fünf Grundsäulen der modernen menschlichen Gesellschaft – Nahrung, Kleidung, Behausung, Energie und Mobilität. Diese Bedürfnisse will er ausschließlich aus dem jeweiligen regionalen Umfeld befriedigen.
Quelle des vollständigen Artikels: https://www.robinwood.de/fileadmin/Redaktion/Dokumente/Magazin/2013-1/116-40-41-equilibrismus1.pdf
„Wir müssen uns selbst retten!“
Annette Lübbers
Robin Wood