„Nun weiß ich, daß es einen Gott im Himmel gibt!“ soll Albert Einstein gerufen haben, als er in der Berliner Philharmonie den gerade 13jährigen Yehudi Menuhin umarmte. Lord Yehudi Menuhin, der vor genau hundert Jahren geboren wurde, war der berühmteste Violinvirtuose des 20. Jahrhunderts. Er galt bereits als Siebenjähriger als Wunderkind, nachdem er vor 9000 Besuchern in San Francisco mit einer einfühlsamen Interpretation von Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert geglänzt hatte.
Mit zehn Jahren spielte er in Paris, mit elf in der New Yorker Carnegie Hall. Aber Menuhin, der auch als Dirigent eine Weltkarriere hinlegte, war mehr als ein musikalisches Genie. Er war eine humanistische Instanz, ein Menschheitslehrer, wie Einstein ihn einst nannte. Er setzte sich für Menschenrechte in der UdSSR und in China ein, als das unpopulär war. Mit seinen mehr als 500 Konzerten während des Zweiten Weltkriegs half er Kriegsopfern und Flüchtlingskindern, trat 1945 vor den Befreiten des KZ Bergen-Belsen auf, im zertrümmerten Berlin spielte er demonstrativ unter dem verfemten Wilhelm Furtwängler, Hitlers Lieblingsdirigenten. Als Mitbegründer der Weltbürgerbewegung warnte er vor den neoliberalen Weltwirtschaftskriegen, die wir heute gerade erleben. Rita Süssmuth, die damalige Präsidentin des Deutschen Bundestages, stellte anläßlich des 50jährigen Jubiläums der 1948 in Paris entstandenen Weltbürgerbewegung in einem Zeitungsartikel fest, dass die Menschenrechte vermutlich nie proklamiert worden wären, „hätten 1948 in Paris nicht einige Beherzte wie der Philosoph Albert Camus, der ehemalige US-Bomberpilot Garry Davis und Yehudi Menuhin öffentlich Druck auf die UN-Mitglieder ausgeübt“.
Warum erzählen wir euch das alles? Weil Eric Bihl, der Vorsitzende des Equilibrismus e.V., den von der englischen Queen 1985 in den Ritterstand erhobenen Yehudi Menuhin kurz vor seinem Tod persönlich kennenlernen durfte. Lord Yehudi Menuhin erinnerte nämlich immer wieder lautstark an die zerbrechliche Einheit des Planeten Erde. Und genau dieses Engagement brachte uns dazu, mit diesem außergewöhnlichen Menschen Kontakt aufzunehmen. Ein halbes Jahr kommunizierten wir hin und her, bis Menuhin im Dezember 1998 darum bat, ihm unsere Pressemappe zu schicken, in der die Philosophie und die Zielrichtung des Equilibrismus ausführlich erklärt wurde.