25 Jahre Equilibrismus e.V.
Im Dezember 1997 wurde der Equilibrismus e.V. gegründet, also vor genau 25 Jahren. Da darf man ruhig ein bisschen stolz sein. Und das sind wir. Verdammt stolz. Unser Start war phänomenal. Unterstützt von zahlreichen prominenten Persönlichkeiten wie Sir Peter Ustinov, Lord Yehudi Menuhin, Thor Heyerdahl, Daniel Goeudevert, Dennis Meadows, Jean Ziegler, Herbert Gruhl, Helmy Abouleish, Dr. Hermann Scheer, Helmut Creutz und zahlreichen weniger bekannten Fürsprechern glaubten wir, dass der notwendige und umfassende Paradigmenwechsel tatsächlich zu bewerkstelligen sei. Die Vision des Equilibrismus schien auf sehr fruchtbaren Boden zu fallen. Dass es dann ein schwieriger und steiniger Weg wurde, bestätigt nur, wie schwer es ist, sich der Dampfwalze aus Unvernunft, die direkt in den Ökozid führt, mit offenem Visier entgegen zu stellen.
Albert Einstein hat gesagt, dass wir Probleme nicht mit den Denkmustern lösen können, die zu ihnen geführt haben. Natürlich nicht. Die Vision des Equilibrismus ist eine sozio-ökologische Gesellschaft, die sich in allen Bereichen der menschlichen Aktivitäten an den Naturregeln orientiert und sich den Kreisläufen der Natur unterordnet. Mit der Natur leben und nicht gegen sie – das sollte nach dem absehbaren Desaster, in das uns ein von Gier gesteuertes Wirtschaftssystem gerade führt, eigentlich jedem klar sein. Wir hebeln die Welt aus ihren Angeln, obwohl wir nicht in der Lage sind, sie dann im Gleichgewicht zu halten; so wird sie auf uns niederstürzen und uns begraben. Doch da es viele waren, die an den Stellschrauben gedreht und gehebelt haben, wird niemand sich verantwortlich fühlen, wird niemand zur Rechenschaft gezogen – aber wir alle werden die Folgen tragen müssen.
Solange wir nicht bereit sind, in allen Bereichen des menschlichen Lebens das bestehende Wirtschaftssystem infrage zu stellen, werden wir keine Lösungen finden. Grundsätzlich gilt die Frage: Möchte der Mensch denn zukünftig nur auf oder wieder mit der Erde leben?
„Das Konzept des Equilibrismus strebt nach einem Ausgleich zwischen Ökologie, Ökonomie, Politik, Sozialem und Kulturellem. In einer Zeit, in der das ausschließlich ökonomische Denken um sich greift und die Wirtschaft auf globaler Ebene omnipotent wird, ist dieses Ziel dringlicher denn je.“ Diese Worte schrieb Sir Peter Ustinov in seinem Geleitwort zu unserem Buch „Equilibrismus – Neue Konzepte statt Reformen für eine Welt im Gleichgewicht“. Gleichzeitig schlug er vor, auf der Grundlage des Sachbuches einen Roman zu schreiben, um die Ideen des Equilibrismus einem größeren Publikum schmackhaft zu machen.
Wie das ausgegangen ist, ist bekannt: Es entstand „Das Tahiti-Projekt“, ein Roman-Bestseller, der 2009 mit dem Deutschen Science Fiction-Preis ausgezeichnet wurde. Und weil es sich so gut angefühlt hatte, Teil einer Gesellschaft zu sein, die sich besonnen hat, schrieb der Autor Dirk C. Fleck mit MAEVA und FEUER AM FUSS die Geschichte bis ins Jahr 2037 fort. Flecks Maeva-Trilogie ist ein sogenannter Longseller, die Bücher begeistern nach wie vor immer neue Leserschichten. Eine fruchtbare Zusammenarbeit über 12 Jahre, von der Recherche bis zum fertigen Buch, die uns sehr viel Motivation gegeben und eine große Dynamik hergestellt hat.
Und da wir uns gerade auf die Schulter klopfen, sei nicht unerwähnt, dass der Deutsche Umweltmedienpreis 2010 für die Sendung „Die Praxis der Utopisten“ des Bayerischen Rundfunks verliehen wurde, in der Matthias Leitner sich ausschließlich der Arbeit des Equilibrismus e.V. widmet. Ein Jahr später, 2011, wurde der Equilibrismus im Rahmen des „Projekt Zukunft“ als eines der zwölf besten Projekte des Jahres 2011 mit dem Dreiklang von Ökonomie, Ökologie und Sozialem ausgezeichnet.
Zum Schluss einige Worte unseres Freundes und Unterstützers Dennis Meadows, die passend zusammen fassen, was wir uns ebenfalls seit 25 Jahren auf unsere Fahnen geschrieben haben:
„Wir müssen jetzt vor allem eine wichtige geistige Grundvoraussetzung erfüllen: die Abkehr vom anthropozentrischen Denken. Wir Menschen sind ein komplexes Teilsystem in einer Vielzahl von komplexen Systemen, die sich in langen Zeiträumen, in wechselseitigen Abhängigkeiten und in einem dynamischen Beziehungsgeflecht entwickelt haben. So, wie wir heute ganz selbstverständlich über das geozentrische Weltbild vor Kopernikus und Galileo nur spotten können, so werden wir hoffentlich bald zu einer holistischen Weltsicht finden, in der der Mensch seinen Platz im Ganzen erhält, und mit Verwunderung auf die Zeit zurückblickt, als er sich losgelöst über »den Rest der Schöpfung« gestellt sah.“
Obwohl wir in unserem Bemühen, genau dies einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln, auf viele Hindernisse gestoßen sind, hoffen wir aber nach wie vor zuversichtlich, dass der Equilibrismus in Zukunft einen wichtigen Beitrag leisten kann, diesen Bewusstseinswandel herbeizuführen.