Glauben oder Wissen
Es heißt, dass Wissen eine Sache des Kopfes und Glauben eine Sache des Herzens sei. Friedrich Nietzsche schrieb in seinem Buch ‚Der Antichrist‘: „Glaube heißt Nicht-wissen-wollen, was wahr ist.“ Was einmal im religiösen Sinn formuliert wurde, ist heute leider im informellen und ideologischen Umfeld zum Problem geworden. Der Wille und das Vermögen sich richtig zu informieren, ist offensichtlich stark unterentwickelt. Wer nicht richtig informiert ist, kann auch keine richtigen Entscheidungen treffen, oder, wie es Francis Bacon als Philosoph der Aufklärung kurz aber prägnant ausdrückte: „Wissen ist Macht.“
Die erste Frage, die sich jeder stellen sollte: will ich wissen, oder reicht es mir zu glauben. Wenn mir die Bequemlichkeit des Glaubens reicht, setze ich mich der leichten Manipulierbarkeit aus. Das Wissen bleibt bestenfalls bei dem, der mich zu diesem Glauben animiert, verführt oder manipuliert. Im Zweifel hat nicht einmal derjenige das Wissen.
Die Verbreitung von Mythen gehört zu den harmloseren Ergebnissen von Gutgläubigkeit. Kritisch wird es aber bei der Verbreitung von massenpsychotischen Verhaltensweisen, wie sie bei Impfgegnern, Trump-Anbetern und in nationalistischem Rassen- oder Verfolgungswahn festzustellen sind.
Es folgt die Frage: kann ich mich überhaupt richtig informieren, um mir ein eigenes Urteil zu bilden? Vielleicht ist es zu einfach zu sagen: wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Abgesehen vom beschriebenen mangelnden Willen machen es die Diktatoren und Autokraten dieser Welt ihren Bürgern immer schwerer sich objektiv zu informieren. Die Konzentration von Medien in der Hand oder im Dunstkreis der Machthaber, die Zensur (noch) freier Medien, die Einschränkung von Meinungsfreiheit (neuerdings sogar das Verbot einzelner Worte), die Kriminalisierung Andersdenkender bis hin zu deren Ermordung zeigen den schlechten Zustand der Demokratie in vielen Staaten auch innerhalb Europas.
Ist das Internet ein Ausweg? Theoretisch ja, aber das hängt wesentlich vom Nutzer ab. Soziale Medien haben sich in den letzten Jahren als kein guter Ratgeber erwiesen. Zum einen werden dort in aller Regel nur Meinungen und kein Wissen geteilt, und zum anderen haben die Betreiber ihr Geschäftsmodell aus Profitgier so aufgebaut, dass Hasskommentare und Fake-News die meiste Aufmerksamkeit erhalten. Man könnte schon fast von asozialen Medien sprechen. Es geht also um die Suche nach den ‚richtigen‘ Seiten.
In erster Linie sind die Internetauftritte renommierter Sender und Tageszeitungen sowie investigativer Magazine zu nennen. Dazu kommen noch Seiten internationaler Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) wie Amnesty International, Human Rights Watch, Rotes Kreuz, UNO, Greenpeace, Oxfam, Climate Analytics, attac usw.
Eine sehr nützliche aber nicht immer ganz zuverlässige (weil von jedermann änderbare) Quelle ist Wikipedia, gerne auch einmal zwecks Diversität in einer anderssprachigen Version. Mehrere verschiedene Quellen auf unterschiedlichen Plattformen können die Qualität von Informationen deutlich verbessern.
Niemand muss bei uns bei der Informationssuche scheitern oder resignieren wie es das Wortspiel eines alten Schülerspruchs nahe legt. Wissen ist Macht, aber nichts wissen macht auch nichts.
Autor: Rudolf Prott