Aber dafür müssen wir etwas tun!
Keine deutsche Stadt ist in den vergangenen zehn Jahren so stark gewachsen wie Berlin. Heute leben mehr als 3,6 Millionen Menschen hier. Das bringt neue Herausforderungen: Wohnraum ist knapp, die Straßen verstopft. Wie können Technologien helfen, Berlin ökologischer und demokratischer werden zu lassen?
Die Zukunft der Architektur ist grün. Auf den Dächern der Stadt stehen Gewächshäuser, beheizt von der Abwärme der Gebäude. Das Grauwasser, das etwa beim Händewaschen oder Spülen anfällt, wird geklärt und zur Bewässerung des Gewächshauses genutzt. Wo viele Mitarbeiter CO2 ausstoßen, kann die Abluft in das Gewächshaus geleitet und von den Pflanzen verstoffwechselt werden. So steigern Menschen, während sie am Schreibtisch sitzen, die Lebensmittelproduktion. „Die Stadt als Mega-Hybride“, das ist die Vision des Berliner Architekten Jörg Finkbeiner.
Mit seinem Büro „Partner und Partner“ entwickelt er Gebäude aus nachwachsenden Materialien wie Holz. „Die Zukunft des Planeten wird sich in Städten entscheiden“, sagt Finkbeiner. Immer mehr Menschen ziehen in Städte, 2050 wird ein Großteil der Menschheit in urbanisierten Räumen leben. Für den Architekten geht es darum, resiliente, ressourcengerechte Stadtstrukturen zu erschaffen.
Mehr als 60 Prozent des globalen Müllaufkommens kommt aus dem Bausektor, mehr als 30 Prozent der Energie und der CO2-Emissionen haben mit dem Gebäudebau und -betrieb zu tun. Sand, der für die Mischung von Beton gebraucht wird, ist zu einer knappen Ressource geworden.
In Finkbeiners Vision von Berlin werden Gebäude aus Rohstoffen gebaut, die CO2 speichern, statt es zu emittieren. Das kann Holz, Hanf oder Stroh sein – aber auch Pilze sind denkbar. „Nachwachsende Bau- und Rohstoffe haben eine große Zukunft“, ist sich Finkbeiner sicher. Viele Start-Ups und Universitäten in Berlin forschen bereits daran, wie man natürliche Materialien für den Bau verwenden kann.
In Sachen Energie gelte es, quartier- und stadtbezogen zu denken. Ein einzelnes Hochhaus bietet nicht viel Fläche für Solarzellen. Doch nebenan auf dem Fabrikgebäude oder dem Parkhaus wäre genug Platz. Es brauche vernetztes Denken, um den CO2-Ausstoß dauerhaft zu senken, sagt Finkbeiner. Begrünte Dächer und Fassaden helfen, das Mikroklima in der Stadt zu regulieren. Hitze wird durch Verdunstung entgegengewirkt. Das Berlin der Zukunft kann sich selbst ernähren.
Dächer sollen nicht nur als Grünflächen, sondern auch als Gewächshäuser genutzt werden. Dadurch werden Transportwege kürzer und vorhandene Flächen genutzt, ohne andere zu verdrängen. Bauen ist ein komplexes, gesellschaftliches Thema.
„Aber dafür müssen wir etwas tun.“