Das Friedensangebot der Natur
Ist es nicht ein Genuss wieder in einen klaren blauen Himmel zu gucken, anstatt auf ein von Kondensstreifen verschmiertes Firmament? Und hüpft uns nicht das Herz in der Brust, wenn wir lesen, dass die Delfine wieder in die italienischen Häfen schwimmen, weil der Schiffsverkehr brach liegt? Würden wir nicht gerne mit ihnen feiern?
Ach, es gäbe tausend und mehr gute Nachrichten zu verbreiten, nur tut das jemand? Die Menschen hängen lieber am Fliegenfänger ihrer Angst, anstatt diesen erzwungenen Stillstand als Chance zu begreifen. Ja, wir könnten die durch Corona erzwungene Entschleunigung nutzen, um zur Besinnung zu kommen. Aber leider steht zu befürchten, dass es uns zurückzieht auf die Autobahn, die hier stellvertretend für den allgemeinen Stresszustand genannt wird, den das System unweigerlich bereit hält, sobald seine Rädchen dank unserer Mithilfe wieder ineinander greifen. Dann wäre es müßig, sich Geschichten zu erzählen. Sie würden nur die Konzentration stören. Auf der Autobahn unseres Lebens gilt es, beim Überholmanöver nicht aus der Spur zu geraten und den Blender im Rückspiegel im Auge zu behalten. Auf diese Weise können wir unser Leben eben auch zu Ende bringen.
Ich befürchte also, dass wir das Friedensangebot der geduldigen Natur, das uns in diesen Tagen unterbreitet wird, wieder einmal leichtfertig ausschlagen werden. Um ehrlich zu sein ist es mir unerklärlich, mit welcher Arroganz die Spezies Mensch sich über alle anderen Lebewesen erhebt. Es gibt Millionen von Parallelwelten auf der Erde, jedes lebt in seinem eigenen Kosmos, ausgestattet mit einem eigenen Kommunikationssystem. Alle diese Welten sind Teil eines übergeordneten Organismus, zu dem auch der Mensch gehört. Da der Mensch die Natur jedoch nicht versteht (denn man kann nur etwas beherrschen wollen, von dem man sich grundsätzlich getrennt fühlt), begreifen ihn seine Parasiten wohl besser als er sich selbst …