Goldgrube Bauland
Das große Geschäft mit Grund und Boden
Die Bodenpreise explodieren und spalten die Gesellschaft. Auf der einen Seite die Eigentümer, auf der anderen Seite die, die Boden dringend benötigen, aber nicht bezahlen können. Denn Investoren fluten mit ihrem Geld den Immobilienmarkt und machen so Boden für viele unbezahlbar. In München liegt der Bodenrichtwert pro Quadratmeter in der Spitze bereits bei unglaublichen 126.000 Euro! Der Film berichtet, wie Familien, Bürgermeister und Landwirte für mehr Gerechtigkeit kämpfen.
In Tübingen kämpft Oberbürgermeister Boris Palmer gegen die Baulücken in seiner Stadt. Davon gibt es rund 500, obwohl manche Eigentümer schon seit über 25 Jahren bauen könnten. Boris Palmer nennt das eine „soziale Frechheit“ und beruft sich auf unser Grundgesetz. Dort heißt es: „Eigentum verpflichtet“. Jetzt droht er den Eigentümern mit Enteignung, sollten sie ihre Baulücken nicht bald schließen. Doch die wehren sich und berufen sich auf das ebenfalls im Grundgesetz postulierte Recht auf Eigentum.
Ist Boden für alle da?
Die Tübinger Familie Brantsch braucht dringend mehr Platz, sucht einen Bauplatz oder ein Eigenheim mit kleinem Garten. In der boomenden Studentenstadt fast ein Ding der Unmöglichkeit. Wohnraum ist knapp, die Preise oft unbezahlbar. Finden sie eine Baulücke? Am Starnberger See kennt Luxusmakler Andreas Botas die Filetgrundstücke des deutschen Immobilienmarktes. Boden aber ist nicht für alle da, sondern mancherorts nur für die Reichsten der Reichen. Auch Landwirte leiden darunter. Bauer Gerloff in Brandenburg verliert Jahr für Jahr mehr Ackerland, weil er die steigende Pacht nicht mehr bezahlen kann.
Wie könnte eine gerechtere Politik aussehen?
Eine bodenlose Ungerechtigkeit sei das, sagt Politik-Urgestein Hans-Jochen Vogel. Er hält privaten Baugrundbesitz und Bodenspekulation für einen enormen sozialen Zündstoff und fordert eine gerechtere Politik. Denn die Bodenwertsteigerungen entstehen durch Leistungen der Allgemeinheit (Ausbau der Infrastruktur wie Straßen, Schulen, Kindergärten, S-Bahnen etc.) – die Gewinne aus der „Goldgrube Bauland“ aber kassieren nur die einzelnen Eigentümer. Doch was kann man dagegen tun? Die Stadt Ulm macht es schon seit 125 Jahren vor. Mit ihrer Bevorratungspolitik entziehen sie Spekulanten, im wahrsten Sinne des Wortes, den Boden. Könnte das Ulmer Modell Vorbild für andere Städte und Kommunen in Deutschland sein?
Ein Film von Claus Hanischdörfer / Das Erste