TV-Tipp: Das Wunder von Wörgl
„Das Wunder von Wörgl“ (Österreich 2018) heißt der Film über den Versuch des Bürgermeisters der Tiroler Gemeinde Wörgl, einen Ausweg aus der Wirtschaftskrise mit ihrer horrenden Zahl an Arbeitslosen zu Beginn der 1930er Jahre zu finden.
Michael Unterguggenberger kannte die „Natürliche Wirtschaftsordnung“ von Silvio Gesell, und mit seinen „Arbeitsbescheinigungen“ schuf er etwas, das wie Geld funktionierte – wenn möglichst viele bereit waren, sie zu akzeptieren. Damit diese Scheine in Umlauf blieben und nicht gehortet wurden, verloren sie jeden Monat ein Prozent an Wert. Dieser quasi eingebaute Verfall sollte den Vorteil, den Geld den Waren gegenüber hat, reduzieren.
Nach Anlaufschwierigkeiten florierte Wörgl, und das so auffällig, dass neben Presse, anderen Bürgermeistern, dem französischen Finanzminister und dem amerikanischen Ökonomen Irving Fisher auch die Wiener Notenbank hellhörig wurde.
In einem Prozess wurde das Wörgler Experiment – trotz seiner positiven Auswirkungen – verboten, Unterguggenberger kam wegen seiner angeschlagenen Gesundheit an einer Gefängnisstrafe vorbei.
Es ist nicht zu gewagt, davon auszugehen, dass eine Ausweitung dieses Experiments auf immer mehr Städte und damit eine drastische Reduzierung von Arbeitslosigkeit und Armut dem Nationalsozialismus viel von seinem Zulauf gekostet hätte.
Leider läuft dieser Film, der inzwischen in Österreich mit dem ROMY für den besten TV-Film ausgezeichnet wurde, in Deutschland zunächst nur im BR, und dann auch erst um 22 Uhr (die prime time muss wie üblich einem Tatort vorbehalten bleiben). Und der ebenfalls sehenswerte Dokumentarfilm „Der Geldmacher“ läuft dann um 23:30 Uhr. Kann man nur hoffen, dass beides in der Mediathek abrufbar sein wird – und auch auf weiteren Sendern kommt.
Dienstag, 23. April 2019 Bayerisches Fernsehen
22:00 Uhr „Das Wunder von Wörgl“
23:30 Uhr „Der Geldmacher“
Autor: Volker Freystedt