Der Verriss
Die Buchvorstellung von FEUER AM FUSS gestern Abend im Hadleys (www.hadleys.de) war ein feiner Erfolg. Obwohl es eine Stunde vor Beginn der Lesung zu stürmen begonnen hatte und der Regen nun waagerecht in der Luft lag, fanden fast hundert Besucher an diesen schönen Ort.
Trotz einiger anfänglicher Pannen bei der Zuspielung der Videos, bewältigte Tobias Rohde den zweimal vierzig Minuten langen Vortrag brillant. Gelesen wurde der Schauprozess gegen Barack Obama, den 74jährigen Ex-Präsidenten der USA. Aufschluss über das Buch gibt dieses Kapitel nicht. Ich hatte mich für diese Passage entschieden, weil sie sich auf anderthalb Stunden in einem Stück präsentieren lässt. Die Anklageschrift gegen Obama basiert auf Fakten, die gut recherchiert und allesamt nachzulesen sind. Ich wähnte mich in dieser delikaten Angelegenheit also auf der sicheren Seite. Das Publikum dankte es zum Schluss mit außergewöhnlich herzlichem Applaus.
Während unter den Zuhörern weiterhin intensiv diskutiert wurde, gönnte ich mir mit einem Freund auf der überdachten Terrasse eine Zigarettenpause. Ein Herr um die vierzig näherte sich, er wedelte mit einem Exemplar von FEUER AM FUSS und überreichte mir 15 Euro. Dann fragte er, ob das, was er eben im Hadleys zu hören bekommen hatte, tatsächlich ernst gemeint sei. Als ich bejahte, entfernte er zunächst die Seite mit der Widmung, die ich ihm wohl vorher hinein geschrieben hatte. Dann riss er in einer einzigen, fast elegant wirkenden Kraftanstrengung den Buchblock entzwei und schleuderte ihn mir vor die Füße. Mit erhobenem Stinkefinger und ohne sich umzudrehen, verließ er die Stätte seines Verrisses. Er hatte jedes Recht dazu, schließlich hatte er zuvor bezahlt und natürlich konnte er mit seinem Buch machen, was er wollte. Was diesen Mann jedoch dazu bewogen hat, sich derart ins Zeug zu legen, kann ich mir noch immer nicht beantworten. Vielleicht wollte er nicht akzeptieren, dass mit Barack Obama eine Ikone der Hoffnung gnadenlos demaskiert wurde. Wer weiß. Die meisten Menschen leben ja noch immer nach dem Motto “Mein Kind schielt nicht, das soll so gucken…”