Modellprojekt wird zur Geduldsprobe
Eric Bihl ist schon wieder in München. Bereits krank in Deutschland gestartet, konnte er seine Reise nicht wie geplant bis nach Rapa Iti fortsetzen. Das hatte allerdings auch noch andere Gründe – und hat nun Konsequenzen für das Modellprojekt auf der Südseeinsel.
„Die Probleme in Französisch-Polynesien spitzen sich immer weiter zu“, berichtete der Equilibrismus-Vorstand nach seiner Rückkehr aus Tahiti. „Seit meinem letzten Besuch im Frühjahr 2010 hat sich politisch, wirtschaftlich, wie auch im sozialen Sektor vieles dramatisch verschlechtert: Die Arbeitslosigkeit ist enorm angestiegen, ebenso die staatlichen und privaten Schulden, die Ausgaben für die Gesundheitsfürsorge sowie die allgemeinen Lebenshaltungskosten. Die Einnahmen aus dem Tourismus sind weiter eingebrochen. Die ständigen Wahlkämpfe und die fehlende politische Kontinuität verschärfen die Lage zusätzlich und erschweren einfache Abläufe wie zum Beispiel die Logistik für das Modellprojekt.“
Das alte Schiff, das zwischen Tahiti und Rapa Iti verkehrt, ist in technisch äußerst schlechtem Zustand, wie Eric persönlich feststellen musste. Der Termin für die Abfahrt wurde mehrfach verschoben, weil immer wieder neue Probleme auftraten: vom defekten Ladekran über eine zu reparierende Pumpe bis hin zum plötzlich ausgefallenen Schiffsmotor. Da sich Erics Gesundheitszustand nicht verbesserte, musste sich Roti Make schließlich allein auf die Weiterreise nach Rapa Iti machen – immerhin mit einigen Mustern im Gepäck wie Steinen aus Hanfbeton, Produkten aus Naturkautschuk, Bambus und Mais und Textilien aus Naturstoffen, die Eric mitgebracht hatte.
Was derzeit in Französisch-Polynesien fehlt
Eric nutzte die Wartezeit in Tahitis Hauptstadt Papeete für weitere Gespräche und um erste Schlüsse für das weitere Vorgehen zu ziehen. Fest steht, dass unter diesen Umständen das Modellprojekt auf Rapa Iti vorerst nicht in Angriff genommen werden kann. Kein Experte, Freiwilliger oder Journalist kann sich derzeit auf die Schiffsverbindung verlassen. Offizielle Regierungsstellen in Französisch-Polynesien sind momentan mit den im Mai anstehenden Parlamentswahlen beschäftigt. Die Bewohner Rapa Itis und die politischen Entscheidungsträger der Insel unterstützen den Start des Modellprojekts im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Doch spätestens bei der Logistik sind sie von Dritten abhängig.
Wir hoffen, dass es nach den Wahlen weitere feste Zusagen für eine Unterstützung gibt, und dass das inzwischen ebenfalls verkehrende neue Boot Rapa Iti wie angekündigt häufiger anläuft. Schließlich könnten die sich verschlechternden Zustände in Französisch-Polynesien auch eine Chance sein, endlich den Mut aufzubringen, neue Wege zu beschreiten. Derweil kümmern wir uns von Deutschland aus um weitere Schritte in Sachen Konzept und Fiktion, um auch hier die dringend notwendige Unterstützung für das weltweit einzigartige Modellprojekt zusammen zu bekommen und weitere mögliche Standorte aufzutun.
Foto: Roti Make, OPARO (Association coutumière et familiale, protectrice de Rapa)