Sie verstehen das Thema nicht
Die zweite Runde im US-Wahlzirkus ist gelaufen. Spiegel online schreibt über die Debatte zwischen Präsident Obama und seinem Herausforderer Mitt Romney: „Ansonsten können fast alle Fragen der Studiozuschauer als ‚beste Momente‘ gelten.
Sie waren clever, informiert, vielseitig, interessiert – was wohl auch an der Vorauswahl durch die Moderatorin Crowley lag. Sie sorgte dafür, dass sich die Themen nur so jagten, nur wenige Aspekte ganz ausgespart wurden (etwa der Klimawandel) und es nie langweilig wurde.“
Nichts wurde ausgespart – außer diesem kleinen Randproblem, wie heißt es doch gleich? Ach ja: Klimawandel. Hat Spiegel online sie noch alle? SPON-Korresponent Marc Pitzke lässt das in seiner Nachbetrachtung doch tatsächlich kommentarlos so stehen, als hätte die wichtigste Herausforderung der Menschheit, die ja maßgeblich von den USA provoziert worden ist, in der politischen Debatte unserer Tage nichts zu suchen. Und die Redaktion scheint das völlig in Ordnung zu finden. Was für ein Problembewusstsein, alle Wetter!
Wer sich über das Bewusstsein in unseren Redaktionsstuben und über die Macht und Ohnmacht der Medien einen Eindruck verschaffen will, sollte das Buch „Die vierte Macht – Spitzenjournalisten zu ihrer Verantwortung in Krisenzeiten“ lesen. Die Gespräche wurden geführt mit: Kai Diekmann, Harald Schumann, Volker Panzer, Cordt Schnibben, Hans-Ulrich Jörges, Geseko von Lüpke, Dietmar Schumann, Anne Gesthuysen, Robert Misik, Peter Unfried, Michel Friedman, Jochen Schildt, Matthias Leitner, Giovanni di Lorenzo, Helge Timmerberg, Michael Jürgs, Anne Will, Klaus Liedtke, Lars Haider, Mathias Bröckers, Gert Scobel, Jakob Augstein, Kurt Imhof, Hubertus Meyer-Burckhardt und Frank Schirrmacher. Das Nachwort schrieb die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Katrin Göring-Eckhardt. Zu bestellen ist das Buch unter www.equilibrismus.org.