La Triviata
1985 war es, als ich „La Triviata“ schrieb, ein Buch, das vom Suhrkamp Verlag zunächst akzeptiert und wenig später wieder angelehnt wurde. Daraufhin habe ich dreizehn Kopien für Freunde gefertigt und mich nie wieder um einen Verlag gekümmert. Gelegentlich nehme ich das Manuskript zur Hand und blättere darin. Es enthält eine Rahmenhandlung und 250 nummerierte Gedanken. Eben stieß ich auf den Gedanken Nummer 90. Er lautet folgendermaßen:
„Um die Welt noch vor den Kollaps zu bewahren, müsste augenblicklich eine Weltregierung ausgerufen werden, die über genügend Autorität (also militärische und polizeiliche Gewalt) verfügte, um ihr drastisches Schutzprogramm durchsetzen zu können. Dazu müssten sich die bestehenden Machtblöcke freiwillig auflösen, die sozialen und militärischen Konflikte auf der Erde befriedet werden und ein neues Gesellschaftsmodell weltweit Anerkennung finden. Die Diktatur des guten Willens müsste die Religionen unter einem Hut vereinen, die Erdbevölkerung auf eine verträgliche Zahl begrenzen und den Raubbau an der Natur sofort einstellen. Damit sind in aller Kürze die Bedingungen genannt, unter denen ein letzter Rettungsversuch unternommen werden könnte. Jeder Tag, den wir in unserer alten Ordnung weitermachen, bringt uns dem Untergang näher. Aber wir werden so weitermachen, weil es niemanden unter uns gibt, der die eben erwähnten Mindestforderungen für umsetzbar hält. Die Geschichte gibt ihm recht. Sie ist längst geschrieben…“
Das wurde vor 27 Jahren geschrieben. Und die Geschichte gibt dem Autor recht – mehr denn je… Einbilden darf er sich darauf nichts. Denn bereits vor über 200 Jahren fasste der römische Philosoph Seneca seine Erkenntnisse im folgenden Satz zusammen: „Ich nehme an, dass das Ziel die vollständige Vernichtung der Welt ist!“