Zurück in die Zukunft
Praktische Erfahrungen sind unersetzlich. Das haben auch Archäologen erkannt: Nachdem in Frankreich schon seit längerem die Burg Guédelon entsteht, soll nun in Baden-Württemberg eine Klosterstadt errichtet werden – beides unter mittelalterlichen Bedingungen, mit Parallelen zum Tahiti-Projekt:
Um zu erfahren, wie Menschen vor Jahrhunderten lebten, ihren Alltag gestalteten und für welche Probleme Lösungen gefunden werden mussten, ist es nötig, ganz in ihre Welt einzutauchen. Bücher und andere Schriften lassen uns höchstens ahnen. Daher planen Visionäre in baden-württembergischen Meßkirch unter mittelalterlichen Bedingungen » eine Klosterstadt zu bauen. Zu erwarten sind faszinierende Einblicke und wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse, denn wir können auch im Computerzeitalter aus der Vergangenheit lernen. Den Beweis hat man in Frankreich mit dem » Bau der Burganlage Guédelon bereits angetreten.
Obwohl sich beide Vorhaben mit dem Mittelalter beschäftigen, gibt es deutliche Parallelen zum Modellprojekt des Equilibrismus e. V.: Zu Beginn ist es nötig, aus dem derzeitigen System auszusteigen. Kein Handwerker könnte erfahren, wie es ist, unter mittelalterlichen Bedingungen zu arbeiten, würde er elektrischen Strom und dieselbetriebene Schaufelbagger nutzen. Darüber hinaus baut man buchstäblich vollständig auf ökologische Materialien.
Ebenso verhält es sich beim Tahiti-Projekt: So lange wir beispielsweise abhängig vom derzeitigen Geldsystem sind, das zum unendlichen wirtschaftlichen Wachstums zwingt, können keine Alternativen ausprobiert werden, die ohne Wachstum auskommen. Kaum jemand wird leugnen, dass wir künftig auf Erneuerbare Energie setzen werden, und dass der ökologischen Landwirtschaft die Zukunft gehört. Zuvor müssen wir jedoch die Frage beantworten, wie wir als Gesellschaft überhaupt leben möchten. Derzeit wird vielerorts das vorhandene System eins zu eins als „Öko“ kopiert und es entsteht das gleiche „in grün“. Wie sinnvoll ist das?
Ziel des Modellprojekts des Equilibrismus e. V. ist eine Art Schaufenster, welches zum vollständigen Paradigmenwechsel anregt: Der Mensch betrachtet sich wieder als Teil der Natur und bewahrt in allem Handeln das natürliche Gleichgewicht. Ähnlich wie sich in Meßkirch und bei Guédelon Altbewährtes als erstaunlich nützlich erweisen kann, soll beim Tahiti-Projekt erforscht werden, was sich in der Zukunft bewähren wird. Sicher ist schon heute, dass wir durch das Modellprojekt viele erstaunliche Erkenntnisse gewinnen können – wenn wir bereit sind einen ersten Schritt zu wagen.