Gedanken zum Jahresende
Wie jedes Mal zum Jahresende habe ich auch diesmal das Gefühl, als würde mir von unsichtbarer Hand der Mantel der Melancholie übergestreift. In diesen Momenten wird mir bewusst, was der Dichter Max Jacob wohl gemeint hat, als er sagte: „Ich weine vor Euch, weil ich weiß zu welchen Schlünden ihr wandert.“ Die kleine Reinigung tut gut. Es tut gut, all jener zu gedenken, die in diesem mörderischen und selbstmörderischen System der Gier am Leben gehindert werden. Dabei schließe ich die Pflanzen und Tiere ausdrücklich mit ein.
Hier eine kleine Passage aus dem „Tahiti-Projekt“, die über eine Befindlichkeit Auskunft gibt, von der ich glaube, dass ich sie mit sehr vielen Menschen teile: „Wieder einmal überkam Cording ein nicht zu bändigender Hass auf die Spezies, der er angehörte und deren einzige Bestimmung die Zerstörung des Planeten zu sein schien. Irgendwann würde er an dieser Erkenntnis zerbrechen. Vielleicht hätte er seine Sensibilität im Widerstand ersticken sollen, er hätte zum Beispiel einer von diesen Guerillatypen werden können. Einer, der bereit war, guten Glaubens einen Forstarbeiter zu erledigen, bevor der letzte Baum zu Boden fiel. Der bereit war, sich selbst zu opfern, falls es notwendig sein sollte. Aber er war nun mal keiner, der klaglos seinen Ameisendienst verrichtete, nicht einmal in einer moralisch hoch gerüsteten Armee. Außerdem war er zu feige für den Kriegsdienst. Er hatte sich für ein Reporterleben entschieden. Als Reporter blieb er unangetastet und wurde doch Zeuge all der Tränen, Ängste, Missverständnisse und Vergewaltigungen, Zeuge der unerbaulichen Tode, Zeuge von Gewalt und Verbrechen, Zeuge für das gesammelte Aufgebot gegen die Lebensfreude. Auch keine einfach zu ertragende Aufgabe.“
Ich wünsche euch ein inspirierendes Neues Jahr, Kraft, Mut und Zuversicht.