Diese Show würde Sinn machen
Ich hatte mir vor Jahren einmal Gedanken darüber gemacht, wie eine Fernsehshow wohl aussehen müsste, die dem Desaster unserer Zeit Rechnung trägt. Hier ist sie:
GO! DIE TV-SHOW
Die Go!-Show ist ein Fernsehformat, welches in jedem Land der Erde funktionieren würde, das über Medientradition verfügt. Insbesondere in den USA, Japan, Deutschland, England und allen anderen westeuropäischen Staaten hätte GO! eine gute Chance. In jenen Ländern also, deren Wirtschaftskraft es in wenigen Jahrzehnten verstanden hat, die unterschiedlichsten Kulturen auf diesem Planeten dem Gesetz ihrer Marktwirtschaft zu unterwerfen, um sie im „Global Village“ auf nie gekannte Weise zu „schleifen“. Die Sorge, dass ein ausschließlich auf Wachstum fixiertes Wirtschaftssystem über kurz oder lang den Nerv allen Lebens empfindlich treffen könnte, ist nirgends so ausgeprägt wie in der sogenannten „ersten Welt“.
GO!: Die Message
GO! – Eine Show um Leben und Tod, um die Langzeitfolgen und das Kurzzeitgedächtnis. Eine Show, die auch für jene Generationen spricht, die sich in Zukunft auf verbrannter Erde einzurichten haben. Eine Abschiedsshow, ein Nachruf auf den funktionierenden Verbund des Lebens. Eine Verbeugung vor aller Kunst, die seit Menschengedenken herrlichste Narrenfreiheit besaß, solange die Luft rein war. Eine Hommage an Pflanzen und Tiere. Ein Blick zurück auf die kurzen Zeiten des Friedens, auf humanistische Ideale und auf alles, wozu Menschen sich hätten entwickeln sollen. Die GO!-Show – eine einzige drängende Frage, der kein Verantwortlicher entkommt. Eine große dokumentierte Ausrede. Ein vorgezogenes Tribunal. Archiv eines fehlgeleiteten Bewusstseins.
GO!: The Anchorman
Der Moderator: witzig, kompromisslos, radikal, frech. Er „nagelt“ seine zwölf Thesen, mit denen man die Menschheit seiner Meinung nach in Schach zu halten hat, in jeder Sendung auf die Videowand. Ein Öko-Messias. Aber auch ein Anarchist, der Jaguar fährt, der es längst aufgegeben hat, seinen Müll zu trennen. Er glaubt nicht an das Prinzip der Freiwilligkeit, aber er hofft, dass man Leuten wie ihm eines Tages gehörig auf die Finger klopfen wird. Für ihn hat die Menschheit den „Point Of No Return“ längst überschritten. So einer bettelt nicht um Spenden nach Überschwemmungen, so einer lacht über Hausgemeinschaften, die dazu übergegangen sind, sich ein Auto zu teilen. Er spottet über Greenpeace-Aktionen auf hoher See und auf genmanipulierten Soja-Feldern. Unser Mann ist es leid, über ein Problem zu reden, das zwar alle betrifft aber niemanden berührt. Er bezeichnet sich als „normalen Menschenhasser.“ Aber er wird verdammt sentimental, wenn er Sensibilität, Stolz und Mut ausmacht. Er macht sich bewusst gemein. Er ist der Star der GO!-Show. Er führt seine Interviews mit solcher Radikalität, dass sich jeder, der ihm im üblichen Politstil zu antworten versucht, von alleine lächerlich macht. Intoleranz und Flapsigkeit sind sein Markenzeichen. Gelegentlich erklärt er seinem Publikum schon im voraus, was er gleich zur Antwort bekommen wird. Das ergibt, sollte es denn so laufen, stürmische Lacher, an der so manche zugeschaltete Polit-Maske zerbricht.
GO!-Philosophie
Die GO!-Show ist keine Untergangsshow. Im Gegenteil: GO! ist äußerst positiv geladen. Die Show klagt einen Bewusstseinswandel ein und versammelt somit jene gesellschaftlichen Kräfte hinter sich, die die Zeichen der Zeit erkannt haben. Die Menschen brauchen den Paradigmenwechsel, sie müssen raus aus der „Wertefalle“, die ihnen die Leistungsgesellschaft gestellt hat. Gewinnmaximierung ist ein lächerlicher Wert vor dem Hintergrund kollabierender Naturhaushalte – das gilt es zu verstehen. Je mehr Menschen dies verstehen, desto stärker wächst das Verantwortungsbewusstsein in der Wirtschaft.
Die Verbraucher der Zukunft werden ein Unternehmen ganz wesentlich an der Nachhaltigkeit seiner Geschäfte messen. So ist es kein Wunder, dass immer mehr Firmen über die eigene Unternehmenshygiene nachzudenken beginnen. Das birgt Chancen. Wer sich rechtzeitig ein Eco-Siegel zuzulegen weiß, ist für den Zukunftsmarkt gut gerüstet. Kein Image ist Erfolg versprechender. Vom Otto-Versand über Karstadt bis zu Ford – die Runderneuerung der Unternehmensphilosophie hat längst begonnen. Sie korrespondiert mit der wachsenden aber kaum geforderten Bereitschaft der Menschen, sich ökologisch stärker engagieren zu wollen.
Die GO!-Show spiegelt die Aufregung und das Aufregende ihrer Zeit wider, wir sind fasziniert von den Risiken und den Chancen, von dem Balanceakt zwischen Irrsinn und Vernunft. Das dokumentieren wir dadurch, dass wir die Show selbst in Balance bringen. Der Analyse des Ist-Zustands steht die Vision gegenüber. GO! bietet den fortschrittlichen Kräften in der Wirtschaft ein herausragendes Forum. So etwas wie die GO!-Wirtschaftsreportage hat es bisher nicht gegeben – weil es den Denkansatz bisher nicht gab. Das gilt auch für die GO!-Unternehmerporträts sowie für die GOGOGIRLS, einem Gewinnspiel aus der Wirtschaft mit Sexappeal.
Die GO!-Show versteht sich durchaus als Propagandasendung der Eco-Economy, sie ist parteiisch. Sie hat keinerlei Hemmungen, Unternehmen über den grünen Klee zu loben – wenn sie es sich denn verdient haben.
GO!-Online
Während die GO!-Show hauptsächlich auf Entertainment setzt, ist ihr Schwester-Format GO!-Online in erster Linie den ökologischen Fakten verpflichtet. GO!-Online fungiert quasi als verlängerter journalistischer Arm der Show.Wer GO-Online geht, findet Hintergrundinformationen zu Beiträgen und Personen, die in der TV-Show nicht ausreichend behandelt oder vorgestellt werden konnten. Außerdem halten wir das Publikum im Internet über die Erfolge der GO!-Investigation-Teams auf dem laufenden, bereiten auf die nächste Sendung vor und öffnen unsere elektronische Hot-Line für jedermann.
GO!-Online präsentiert alle Nachrichten, die in den Medien für gewöhnlich ignoriert werden. In Zusammenarbeit mit internationalen Umweltschutzorganisationen bietet GO!-Online ein öffentliches Diskussionsforum im Netz. Außerdem halten wir sämtliche Kontaktadressen bereit, die ein interaktives Publikum braucht, wenn es in Sachen Ökologie kommunizieren will. Nicht zu unterschätzen ist der Service-Aspekt, den ein Medium wie GO!-Online zu leisten vermag. Ob es sich um ökologischen Landbau oder um alternative Medizin handelt – GO!-Experten erteilen zu jedem Thema Auskunft.
GO!-Online setzt bewusst auf ein jüngeres Publikum. Dieses Publikum ist nur zu gewinnen, wenn der mediale Kontakt zu ihm wie ein Handschlag aus naher Zukunft funktioniert. Deshalb muss das Programm nicht nur inhaltlich, sondern auch grafisch und technisch höchsten Ansprüchen genügen.
GO!-Online ist ein Format mit ungeheuren Möglichkeiten. Und es ist ein Format, das Geld verdient! Und zwar durch den GO!-Shop. In ihm werden sämtliche Produkte vorgestellt, die sich unter eigenem GO!-Logo vermarkten lassen.
DIE GO!-SHOW – Struktur der Sendung
Die GO!-Show findet live und vor Publikum statt. Das Studio wird von einer großen Videowand dominiert, über die sowohl vorgefertigte Beiträge als auch Live-Interviews oder Videokonferenzen laufen. Zur Linken befindet sich eine gläserne Telefonzentrale, in der drei attraktive Damen die GO!-Hotline bedienen. Auch sie werden bei Bedarf im O-Ton auf die Wand geschaltet. Die einzelnen Elemente der Show:
GO!-Hotline
Die Hotline dient dazu, Beobachtungen über Umweltsünden zu sammeln, die sich in unmittelbarer Nähe des Zuschauers ereignen. GO! fungiert als exklusive Anlaufadresse für all jene, deren Sorgen und Beschwerden im Umweltbereich bisher niemand ernst nimmt. Das Spektrum ist breit gefächert – es reicht von der Meldung über das unerlaubte Fällen eines Baumes über die illegale Entsorgung von Giftmüll bis hin zu dem Verdacht, dass im eigenen Betrieb fahrlässig gegen Umweltbestimmungen verstoßen wird. Früher oder später wird GO! einen solchen Vertrauensvorschub genießen, dass die großen Skandale als erstes hier auflaufen.
GO!-Investigation
Der GO!-Helikopter bringt ausgewiesene Experten vor Ort, um die von den Zuschauern gemeldeten Ökosünden zu untersuchen und zu dokumentieren. Die Ergebnisse werden in der folgenden Sendung vorgestellt.
GO!-Konferenz
Die Themen der Videokonferenz ergeben sich aus dem Tagesgeschehen (Atomunfall in Japan, Hurrican in den USA etc.) oder werden von der gesellschaftspolitischen Debatte bestimmt (Genmanipulation, Ökosteuer, Ozon etc.). Ziel ist es, extrem unterschiedliche Meinungen zu hören, um den Stillstand zu dokumentieren, den jeder Interessengegensatz produziert – um die Frage zu stellen, wie lange wir uns eine solche Entscheidungsfindung anlässlich der immer dringender werden Probleme noch leisten können. Der Moderator dieser Konferenz ist alles andere als moderat, er nimmt sich das Recht heraus, die Diskussion zu beenden, wann immer es ihm beliebt. Seine Arroganz ist ein unverwechselbarer Teil der Diskussion.
GO!-Presseschau
Die Ökologie im Spiegel der Medien. An Informationen mangelt es nicht – die Frage ist: wie gehen wir mit ihnen um? Ein kommentiertes Abbild unseres öffentlichen Bewusstseins, gewürzt mit spontanen Fragen an die Chefredakteure der Meinungsträger. Wenn möglich vor dem Hintergrund seriöser Studien, wie beispielsweise dem jüngst präsentierten UNEP-Bericht zur Lage des Planeten, der an Dramatik kaum zu überbieten war, aber in den Medien kaum Widerhall fand.
GO!-Friedhof
In einer virtuellen Zeremonie werden Tier- und Pflanzenarten beerdigt, die während der Sendung die Erde für immer verlassen. Außerdem werden auf dem GO!-Friedhof Worte zu Grabe getragen, die ihre ursprüngliche Bedeutung verloren haben. Dies ist ein adäquates Mittel, um den aktuellen Kulturwandel zu dokumentieren. Die Zuschauer sind aufgefordert, sich mit eigenen Vorschlägen zu beteiligen. Der TED entscheidet, welches Wort zu Grabe getragen wird. Der GO!-Friedhof wird im Internet installiert.
GO!-Visionen
Nach dem Motto „Das wäre Ihre Zukunft gewesen“ präsentiert die GO!-Show computeranimierte Szenarien einer Gesellschaft, die sich konsequent den ökologischen Erfordernissen unterwirft: „Paradies Großstadt“, „Energie – ein Geschenk des Himmels“, „Die Rückkehr der Tiere“, „Ein Leben ohne Geld“ etc. Lebensqualität einmal anders definiert…
GO!-Economy
Wann immer in der Wirtschaft ökologische Eigeninitiativen sichtbar werden, die über den gesetzlichen Rahmen hinausreichen – hier werden sie vorgestellt. Unternehmer erklären, warum sie sich dem umweltbewussten Management verpflichtet fühlen. Wir lernen ihre Methoden und Produkte kennen, wir erfahren aus kompetenter Quelle von der Notwendigkeit nachhaltigen Wirtschaftens. Wir werden sowohl über die Kosten der betrieblichen Umstrukturierung informiert als auch über ihren langfristigen Nutzen – für das Unternehmen wie für die Gesellschaft. GO!-Economy ist der Hoffnungsanker der Show. Es ist der Versuch, den hier und dort geschlossenen Frieden zwischen Ökologie und Ökonomie zu dokumentieren. Jeder Betrieb oder Konzern, der diesen Frieden zum Unternehmensziel erhebt, bekommt die Chance, sich in aller Öffentlichkeit vorzustellen.
GO!-Musik
In jeder Sendung sind Musiker aus aller Welt zu Gast, die uns virtuos mit Klängen verwöhnen, wie wir sie bisher nicht zu hören bekamen. Viele der Musiker sind von Go!-Scouts entdeckt worden und haben ihr Dorf für diesen Auftritt das erstemal verlassen. Ihre Natürlichkeit wird nicht nur das Studio-Publikum in den Bann ziehen.
GO!-Comedy
In bester Tradition amerikanischer Standup Comediens wird das Verhalten des Homo Sapiens „überdacht“. Liebevoll, bissig, brillant. Zu überlegen wäre, ob dieser Part von immer derselben Person (Gruppe) oder von wechselnden Künstlern wahrgenommen wird. Der ganz normale Wahnsinn als entspannende Lachnummer.
GO!-Heroes
Dir GO!-Show präsentiert Menschen, die sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit tapfer widersetzt haben: die Frau aus El Salvador, die einen Plantagenbesitzer verklagt, weil sie sich im Umgang mit Pestiziden lebensgefährlich vergiftet hat; den portugiesischen Bauern, der sich seit Jahren gegen die EU-Bestimmungen wehrt; die Wissenschaftlerin, die in der Schweiz in einen Autounfall verwickelt wurde, nachdem sie einer Zeitung gegenüber von unerlaubten Experimenten in ihrem Genlabor berichtet hatte etc.
GO!-Native
Begegnungen mit Menschen, die einer noch relativ intakten Kultur angehören und die innerhalb ihres Volkes eine wichtige Funktion bekleiden. Ein Hopi-Medizinmann, ein Indianer aus dem brasilianischen Regenwald, ein Lama aus Tibet, ein Dorfältester aus dem Norden Alaskas. Alle diese Kulturen verfügen trotz unterschiedlichster Geschichte über ähnliche Endzeitprophezeiungen, die sich für sie jetzt zu erfüllen scheinen. Nur deshalb treten sie mahnend hervor. Wir wollen hören, was sie zu sagen haben.
Und natürlich unsere GOGOGIRLS!
Die Sendung bleibt wohl ein Traum, obwohl ich sicher bin, dass sie ihr großes Publikum finden würde. Aber selbst wenn der letzte Pinguin auf der letzten Eisscholle Kopf steht, um sich mit den Fächerfüßen gegen die stechende Sonne zu schützen, werden wir wohl unsere Aufmerksamkeit auf die ewig gleichen Nebenkriegsschauplätze (Ist die Rente sicher etc) gelenkt sehen – nach dem Motto: hart aber fair …