Chapeau, Jean Ziegler!
Das Land Salzburg hatte Jean Ziegler als Festredner zu den diesjährigen Salzburger Festspielen eingeladen. Auf Druck einiger Großkonzerne und Großbanken, die zu den wichtigsten Sponsoren der Festspiele zählen, wurde er wieder ausgeladen. Ziegler trug seine Rede dennoch vor – auf Youtube. Hier ein kleiner Ausschnitt daraus:
„Vergangenes Jahr, laut Weltbankstatistik 2010, haben die 500 größten Privatkonzerne, alle Sektoren zusammengenommen, 52,8 % des Bruttoweltproduktes kontrolliert. Das heißt: alle in einem Jahr auf der Welt produzierten Kapitalien, Waren, Dienstleistungen, Patente usw. Diese Konzerne, für die es überhaupt keine Sozialkontrolle gibt, keine politische, keine staatliche, keine gemeinschaftliche Kontrolle gibt, haben heute eine Macht, wie es nie ein König, nie ein Kaiser, nie ein Papst gehabt hat in der Geschichte. Die total entfesselte, sozial völlig unkontrollierte Profitmaximierung ist ihre Strategie. Aber es ist gleichgültig, welcher Mensch an der Spitze eines Konzerns steht – es geht um die strukturelle Gewalt des Kapitals. Viele der Schönen und der Reichen, der Großmogule sitzen jetzt in Salzburg. Sie sind Verursacher und Herrscher dieser kannibalistischen Weltordnung.“
Ich verneige mich vor diesem Mann, der dafür plädiert, die Vertreter dieses Systems vor ein Tribunal zu stellen, ähnlich den Nürnberger Prozessen. Im „Tahiti-Projekt“, das Jean Ziegler nach Erscheinen als „Buch der Hoffnung“ bezeichnet hatte, heißt es: „Die westlichen Demokratien waren zu inhaltsleeren Gebilden verkommen, hinter denen autoritäre Strukturen ans Licht kamen, wie sie nur in Diktaturen möglich schienen. Milliarden Menschen fristeten in dieser hoch technisierten, vernetzten Welt unter dem Diktat multinationaler Konzerne ein elendes Sklavendasein.“
Jean Ziegler, laut Wikipedia am 19. April 1934 als Hans Ziegler im schweizerischen Thun geboren, ist Soziologe, Politiker und Autor. Er war UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung (2000-2008) und Mitglied der UN-Task Force für humanitäre Hilfe im Irak. Seit 2008 ist Ziegler Mitglied des Beratenden Ausschusses des Menschenrechtsrats.