Die Talkshowgötter ducken sich weg – aber die FAZ ist dabei!
Ich denke, dass es mal wieder Zeit wird, Euch über die Zu- und Absagen meines neuen Projekts „Interview mit der Presse“ zu informieren, die mich sehr schleppend erreichen.
Die Zusagen haben wieder die Oberhand gewonnen, es steht jetzt 12:11. Eine erfreuliche Zwischenbilanz, wie ich finde, zumal zwei Hochkaräter des deutschen Journalismus noch in Aussicht stehen: Giovanni di Lorenzo (Chefredakteur Die Zeit) und Frank Schirrmacher, Mastermind und Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Eine spontane Zusage kam von Cordt Schnibben, Ressortleiter Gesellschaft beim Spiegel und einer der besten Reporter des Landes, wie ich finde. Michael Jürgs, erfolgreicher Buchautor und ehemaliger Chefredakteur von Stern und Tempo, ist ebenfalls dabei. Allmählich bekomme ich eine hochinteressante, illustre Riege zusammen, das freut mich.
Abgesagt haben sämtliche angeschriebenen Talkshowgötter der Republik: Illner, Maischberger, Beckmann, Plasberg. Nicht einer dieser Leute, die Woche für Woche im Gleichschritt den aktuellen Themen hinterher hecheln und die in ihrer Arbeit auf schnelle Zusagen ihrer Gäste angewiesen sind, sah sich in der Lage, mir im nächsten halben Jahr (!) zwei Stunden zu opfern, um zum „Verantwortungsbewusstsein der Medien gegenüber den dringendsten Herausforderungen der Zeit“ Stellung zu beziehen.
Vor zehn Jahren hatte ich das Privileg, in der „Berliner Morgenpost“ über zwei Jahre hinweg jede Woche eine bundesdeutsche Persönlichkeit porträtieren zu dürfen. Die Zeitung stellte damals jeden Sonnabend eine ganze Seite zur Verfügung, die Serie war beliebt, beim Leser wie bei meinen Gesprächspartnern. Das hing wohl damit zusammen, dass hier der Versuch unternommen wurde, ein Schlaglicht auf die Person zu werfen, ihr ausreichend Platz zu geben für Gedanken aller Art, was durchaus spannende Ergebnisse zur Folge hatte.
Eine meiner Gesprächspartnerinnen war Maybritt Illner. Ihr Arbeitsaufwand war damals nicht geringer als heute. Der einzige Unterschied: damals hatte sie Zeit für das Interview. Innerhalb von zwei Tagen erhielt ich ihre Zusage. Wir trafen uns nachmittags bei ihrem Lieblingsitaliener am Prenzlauer Berg, der seinen Laden extra für uns aufschloss. Essen und Wein waren hervorragend, das Gespräch auch. Es dauerte erheblich länger als zuvor veranschlagt. Jetzt ließ sie mir ausrichten, dass ihr leider kein Spielraum bleibt, ernsthaft und engagiert an meinem Projekt mitzuarbeiten. Akzeptiert, Frau Illner. Unser Schriftwechsel wird sich im Buch trotzdem wiederfinden: in einem Extrakapitel, dass die Absagen dokumentiert. Weil es der Wahrheitsfindung dient …
PS: Soeben habe ich eine Antwort von Frank Schirrmacher (FAZ) bekommen. Der Wortlaut ist schnell wiedergegeben: „Gern!“ Ich hatte ihn erst heute morgen angeschrieben. Ich kann gar nicht sagen, wie angenehm sich so eine Reaktion anfühlt … 13:11!