Grimms Märchen: der amerikanische (Alb)-Traum
Der böse Wolf ist Schuld. Amerikas Kinder und Jugendliche haben ihn gefressen. Deshalb erklärte das höchste Gericht jetzt ein kalifornisches Gesetz für verfassungswidrig, das Verkäufe von Gewalt-Computerspielen an Minderjährige unter Strafe stellte. Das Gesetz widerspreche der Meinungsfreiheit, so die Urteilsbegründung der Richter. Sie erinnerten daran, das Gewaltverherrlichung bereits in den Märchen der Gebrüder Grimm zu finden sei. Gewalt-Computerspiele dürfen in den USA künftig auch an unter 18-jährige verkauft werden.
Der böse Wolf ist also Schuld, dass die US-Kids schon frühzeitig die Knarren schwingen dürfen im Cyberspace und weit darüber hinaus. Amerikas Richter haben nur ein Einsehen. Wie sehr kann eine Gesellschaft denn noch pervertieren? Und immer schön daran denken, dass man mit einer solchen Gesellschaft angesichts der erschreckenden weltweiten Probleme eigentlich einen sofortigen Bewusstseinswandel für eine radikal-ökologische Wende herbeiführen müßte, wenn wir noch eine Chance haben wollen …
Wie heißt es im Anhang der „Ökodiktatur“?
Schon heute gleichen viele Menschen entkernten, amöbenhaften Wesen. Dabei stehen wir erst am Anfang der Medienrevolution. Im Cyberspace der nächsten Jahre werden wir endgültig vergessen haben, welche Kriege der Unterhaltung dienen und welche nicht.
Eine Ökodiktatur, wie ich sie notgedrungen kommen sehe, ist nicht mit herkömmlichen moralischen Maßstäben zu messen. Moral taugt nichts angesichts des kollektiven Untergangs. An dieser Stelle wird Politik zum Notwehrreflex. Die freie Gesellschaft hat demnächst ausgedient. Unsere Kinder drohen zu Überlebensmonstern zu mutieren, die es durch straffe Herrschaftsstrukturen unter Kontrolle zu halten gilt.
Eine Ökodiktatur wird nicht als Ideologie daherkommen, die genügend Ressentiments bedient, um eine Volksbewegung zu werden. Sie wird nicht durch eine Revolution über uns kommen, sondern scheibchenweise installiert werden. Ihre Machtergreifung wird durch die schlechter werdenden Bedingungen diktiert, unter der die herkömmlichen Volkswirtschaften zusammenzubrechen drohen. Je länger wir darauf verzichten, im Vorgriff umzusteuern, desto wahrscheinlicher und grausamer wird die Ökodiktatur. Sie wird wenig zu tun haben mit grünen Idealen, sie wird sich als Entseuchungskommando in einer ganz und gar kaputten Welt verstehen. Das ist nur logisch. An dieser Stelle hätten wir eben keine Wahl mehr. Wir haben die Erde schwer verwundet, das beginnt sich zu rächen. Die Ökodiktatur wird zur historischen Wahrheit, damit ist sie per se gerecht. Dass es ein Schweinesystem wird, ist doch klar. Auch auf dem Gebiet der Staatskunst will uns nämlich schon lange nichts Erhabenes mehr gelingen…
Wäre dies so, hätten wir eventuell eine Chance. Wir würden uns gemeinsam kümmern, geballter persönlicher Verzicht würde zu neuer Erfahrung auch im Miteinander führen, wir erlebten die Gnade, gemeinsam Reue zu zeigen. Halten Sie eine solche Gesellschaft für möglich? Dies wäre in der Tat eine demokratische Gesellschaft, aus ihr käme entschieden mehr Power, als aus jeder erzwungenen Kehrtwendung.
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