Ist es Zufall oder Feigheit?
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt … Mein neues Buch „Interview mit der Presse“ war eigentlich konzipiert worden, um das Verantwortungsbewusstsein der Medien gegenüber den dringendsten Herausforderungen unserer Zeit abzuklopfen. Im direkten Gespräch mit jenen, die wesentlichen Einfluss nehmen auf das öffentliche Be- und Empfinden und damit natürlich auch auf die Bereitschaft der Gesellschaft, sich den Problemen zu stellen, die uns zu vernichten drohen.
Ist es Zufall oder Feigheit, dass sich all jene Figuren dem Gespräch verweigern, die im allgemeinen Mediengetöse am lautesten zu vernehmen sind? Von Illner, Maischberger und Co. bis hin zu den Chefredakteuren von Bild, Spiegel und Focus. Die meisten mussten dreimal angeschrieben werden, bevor ihre Sekretariate sich rührten. Die Begründungen für die Absagen fielen in der Regel äußerst knapp und gleich lautend aus: Leider, leider keine Zeit! Dabei hatte ich nur um zwei Stunden gebeten und das irgendwann bis November. Ich hätte ihnen auch zwei Jahre Zeit geben können – die Antworten wären vermutlich die gleichen gewesen.
Natürlich, Ausnahmen bestätigen die Regel. So hat sich Deutschlands Talkshow-Dauergast, Hans Ulrich Jörges vom Stern, spontan für ein Interview bereit erklärt. Auch die anderen acht, die bisher ihre Bereitschaft erklärt haben, sind kompetente Fachleute und hochinteressante Persönlichkeiten, die sicher eine Menge zu erzählen haben. Aber in der Mehrzahl handelt es sich um Menschen, die dem Medienbetrieb, in dem sie eine wichtige Rolle spielen, doch recht kritisch gegenüberstehen.
Dabei hätte ich mir so gerne einen Interviewpartner gewünscht, der den manipulierenden Meinungsmüll, den er zu vertreten hat, auch vertritt. Kai Diekmann zum Beispiel. Aber auch die Absagen solcher Leute können ja beredt Zeugnis ablegen. Auf jeden Fall werden sie in einem Extra-Kapitel ausführlich dokumentiert. Ich freu mich drauf.