ZEIT-nah: Grüner Mann ante portas
Volker Freystedt, 2. Vorsitzender des Equilibrismus e.V., hat zum Artikel „Wer hat Angst vorm grünen Mann?“ von Matthias Greis und Bernd Ulrich (ZEIT Nr. 25, S. 3) einen „Widerspruch“ geschrieben – eine Einrichtung, die es erst seit kurzem bei der ZEIT gibt. Volkers Widerspruch wurde nicht gedruckt. Hat da jemand Angst vorm grünen Mann?
Hier der ZEIT-Artikel:
http://www.zeit.de/2011/25/Hegemonie/komplettansicht
Und hier Volkers Replik, die ich bemerkenswert finde und euch nicht vorenthalten möchte:
„Dass die Grünen heute boomen, hat tiefere Ursachen“, meinen Matthias Geis und Bernd Ulrich. Doch da sie allein die machtpolitischen Zusammenhänge analysieren, entgehen ihnen die wahrhaft tiefen Ursachen leider völlig.
Wenn sie unter grünen Prinzipien „Rücksichtnahme auf die Natur, die Schwachen, die kommenden Generationen“ aufzählen, offenbaren sie ein eklatantes, lebensgefährliches Missverständnis: Die Natur braucht unsere Rücksichtnahme nicht, sie zählt nicht zu den zu schützenden Schwachen – sie ist die Stärkere!
Und sie legt eine Totalität an den Tag, die deutlich zeigt, dass ihr die Bedürfnisse unserer Wirtschaft völlig egal sind. Sowohl die thermodynamischen Gesetze als auch das Entropie-Gesetz wendet sie weiter rigoros an, trotz unübersehbarer Folgen für das Klima, und sie nimmt sogar die Ausrottung ungezählter Arten in Kauf – wie es den Anschein hat, bis hin zu der unseren, der Krone der Schöpfung! (Der grüne Vordenker Carl Amery hat darüber vor 30 Jahren eine wunderbare Satire geschrieben).
Nicht „die Grünen (haben) aus ihrer programmatischen Sturheit ein attraktives Alleinstellungsmerkmal gemacht“, wie Geis und Ulrich meinen; sie reagieren bestenfalls einsichtig auf die Sturheit der Natur. Dass die Grünen „dem ökologischen Grundimpuls treu geblieben“ seien, erweist sich in neuem Licht als reiner, banaler Überlebenswille – ähnlich dem „Grundimpuls“ zu Atmen.
„Grün ist heute … global und existenziell“ – ja, und das schlicht aus dem Grund, dass es um unsere Existenz als Menschheit geht, und zwar global!
Uns den Naturgesetzen entsprechend zu verhalten ist alternativlos. Die Wirtschaft hat lange versucht, sich an die Stelle der Natur zu setzen und alles andere, genauer gesagt: unsere Lebensgrundlagen, als disponible „Umwelt“ darzustellen, als Alternative, die man wählen oder lassen kann.
„Herrschen kann man auch, ohne zu regieren“, meinen Geis und Ulrich. Man könnte es auch anders sagen: Der Natur ist es ziemlich egal, wer unter ihr nach ihren Gesetzen regiert.
Den Wählern wohl zunehmend auch.
Volker Freystedt lebt in München und ist Co-Autor des Sachbuches „EQUILIBRISMUS – Neue Konzepte statt Reformen für eine Welt im Gleichgewicht“ (Signum-Verlag). www.equilibrismus.de