Wir haben zwei Möglichkeiten vor uns …
Am 20. Mai fand in der Technischen Universität Berlin ein Attac-Kongress statt. Titel: „Jenseits des Wachstums“. In ihrer Eröffnungsrede sagte Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises, folgendes:
„Wir haben zwei Möglichkeiten vor uns: entweder wir erkennen an, dass es Grenzen für die Erde gibt, dass wir Teil der Erde sind und beginnen eine Erdgemeinschaft und Erddemokratie aufzubauen, oder wir erlauben die vollkommene Verwüstung des Planeten und mit dieser Verwüstung die Auslöschung der menschlichen Art, und das mit sehr schnellem Wirtschaftswachstum. Das einzige, wo uns das Wachstumsmodell hinführt, ist unsere eigene Auslöschung. Keine andere Art ist so dumm gewesen, so etwas zu tun. Die Menschheit sollte sicherlich in der Lage sein, sich zu höherer Intelligenz aufzuschwingen, zu höheren Gefühlen, Liebe und höheren Werten. Ich weiß, dass ihr das könnt. Dieser Dinosaurier, dieses falsche Modell muss zusammenbrechen. Laßt uns den Weg dafür ebnen, bevor er zu viel Zerstörung anrichtet.“
Die Worte Vandanas haben mich an MAEVA! erinnert, die nach ihrer Wahl zur URP-Präsidentin (United Regions of the Planet) in ihrer Eröffnungsrede wie folgt spricht:
„Bisher haben wir den Umweltschutz lediglich als Menschenschutz begriffen. Bisher sprachen wir ausschließlich von Beständen, wenn von der Natur die Rede war. Wir machten in allem unsere Rechnung auf. Dieses Denken war nicht dem Leben verpflichtet, sondern einer Haushaltsphilosophie. Damit ist jetzt Schluss. Wir sind angetreten, um für ein neues Bewusstsein zu werben. Wir sind nicht dazu da, einem todkranken Wirtschaftssystem durch den Ausverkauf unserer Ressourcen das Leben zu verlängern. Unser Ziel muss es sein, dass sich wieder alle Menschen der Schöpfung verbunden fühlen. Nur so ist ein dauerhafter, kreativer Frieden auf und mit der Erde möglich.
Die Erde ist ein lebendiges System, in dem alle Dinge miteinander verwoben und voneinander abhängig sind“, sagte Maeva und beschrieb mit den Händen einen Bogen, als würde sie die Aura eines Neugeborenen streicheln. „Wer könnte ernsthaft daran zweifeln … Glaubt denn jemand im Ernst, dass etwas, das Leben spendet, selbst ohne Leben ist? Erst wenn wir bereit sind, uns als Bestandteil eines lebendigen Erdkörpers zu verstehen, wird sich unsere Stellung in der Welt grundsätzlich verändern.
Eine solche Perspektive hat dramatische Folgen für unser inneres und kollektives Wachstum. Sie mag angesichts der herrschenden Probleme visionär und verträumt wirken, aber eine Gesellschaft, die keine Visionen entwickelt, ist nicht zukunftsfähig. Zum ersten Mal in unserer Geschichte sind wir mit der selbstverursachten Zerstörung aller biologischen Lebensgrundlagen konfrontiert. Keine Generation vor uns hatte eine solche Bedrohung auszuhalten. Die eigentliche Frage, die wir uns also zu stellen haben, lautet: kollektiver Selbstmord oder geistige Erneuerung? In dieser Frage, meine lieben Freunde, liegt eine ungeheure Chance. Die Menschen hungern förmlich nach einer positiven Perspektive. Wer, wenn nicht wir, die wir uns bereits besonnen haben, könnte ihnen eine solche Perspektive bieten?“
Den vollständigen Text von Maevas Eröffnungsrede findet ihr hier als Leseprobe. Das Video zum Attac-Kongress gibt es unter http://www.kontext-tv.de/node/110.