Für Propagandaschriften der Ökologiebewegung bin ich nicht der Richtige
Normalerweise passiert es relativ selten, dass sich die Leser eines Buches beim Autor melden. Mit MAEVA! verhält es sich anders. Ich bekomme viele zustimmende, ja begeisterte Mails. Es fällt aber auf, dass in den Stellungnahmen von Frauen häufig eine gewisse Enttäuschung über das dramatische Ende der Geschichte zu spüren ist. Hier ein Beispiel, das mich so oder ähnlich immer wieder erreicht und das ich in Auszügen wiedergebe.
„Nun schließlich bin ich bei der letzten Seite von MAEVA! angelangt, … und meine bisherige Begeisterung ist erstmal in den „Keller“ gerutscht. Stellt dieses Ende nicht alles wieder in Frage? Oder ist das so beabsichtigt? Über den Verrat war ich erschüttert. Der Mensch der Zukunft, der ein Liebender sein müsste, – und doch wieder an Lüge und Verrat scheitert? Und dann wird aus der Verratenen eine kalte Rächerin? Aus der, die eine Politik der Herzen predigte. Verdenken kann man es ihr nicht, – wer verkraftet das schon, wenn die Menschen, die ihr am nächsten stehen und ihr vollstes Vertrauen genießen, sich gegen sie verschwören!? Ich könnte das auch nicht ertragen. Da verschließt sich das Herz und wird hart. Und deshalb frage ich mich, ob das das richtige Signal ist, für ein Buch, das den Menschen Hoffnung machen soll“.
Daraufhin habe ich folgendes geantwortet. Ich veröffentliche den Text hier ganz bewusst, um weiteren Fragen vorzubeugen:
„Danke für Deine ausführlichen Bemerkungen zu MAEVA! Natürlich verstehe ich Deine „Enttäuschung“ über den Ausgang der Geschichte, aber dieser Ausgang ist durchaus gewollt. Ich bin nicht angetreten, um ein Märchenbuch zu schreiben. Und die Welt, durch die sich Maeva mit ihrer Botschaft bewegt, ist ja auch alles andere als märchenhaft, sie ist ziemlich real hochgerechnet. Ich glaube, dass jede sendungsbewusste Person der menschlichen Geschichte das Scheitern ihrer Mission im Unterbewusstsein immer mit sich herum getragen hat. Sie wussten oder wissen alle, wie gefährlich es ist, gegen den Strom zu schwimmen und Dinge zu predigen oder einzufordern, die gegen die Interessen der Mächtigen gerichtet sind, woraus sich im Erfolgsfall bisher noch immer eine Gefahr für Leib und Leben ergeben hat. Aber ist es nicht gerade dieser Mut und diese Kompromisslosigkeit, den die Nachwelt an diesen Figuren so liebt? Dass Maeva von ihren Freunden aus der Schusslinie genommen wird (aus Sorge um ihr Leben), ist eine pikante Variante in diesem Spiel, mit der meine Protagonistin am wenigsten rechnen konnte.
Es war immer meine Absicht, meine Geschichten und die Figuren in diesen Geschichten so nahe an die Wirklichkeit zu rücken wie irgend möglich, sonst werden es unglaubwürdige Geschichten mit Kunstfiguren, blass und ohne Leben. Für Propagandaschriften der Ökologiebewegung bin ich nicht der Richtige. Die Menschen sollen spüren, wie wunderbar sich eine Vision anfühlt, sie sollen aber auch spüren, wie fürchterlich sich Lüge und Verrat auf ihren Frieden und auf ihr Wohlbefinden auswirken.
Der Schrecken, der einem am Ende des Buches in die Glieder fährt, ist also beabsichtigt. Zumal er mir die Möglichkeit für eine Fortsetzung eröffnet, die den Schritt auf die spirituelle Ebene wagt. Aber mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel: „Das Tahiti-Projekt“, MAEVA! und die Fortsetzung von MAEVA! werden am Ende eine stimmige Trilogie bilden, die in drei Stufen wie eine Treppe in ein höheres Bewusstsein führt.“