Interview: „Als Autor interessiert mich nur noch der Ökozid“
Herr Fleck, Kann man schreibend die Welt verändern?
Nein! Aber es reizt doch, es zu versuchen.
In ihren Büchern geht es immer um ein Thema: Die radikal ökologische Umgestaltung unseres Lebens. Warum?
Wir steuern mit rasender Geschwindigkeit auf den Abgrund zu. Als Zeitzeuge und Autor gibt es für mich kein anderes Thema als den sich anbahnenden Ökozid. Trotzdem wollte ich ein hoffnungsvolles Buch schreiben. Die Menschen sind hungrig nach einer positiven Perspektive.
Ihr Roman spielt im Jahr 2030, Naturkatastrophen haben die Erde verwüstet, deren Ressourcen sind weitgehend geplündert, die UNO ist machtlos und korrupt. Ist das ein hoffnungsvolles Zukunftsszenario?
Ja, denn es gibt eine mächtige Gegenbewegung. Zahlreiche Inseln und Regionen der Erde haben sich zu einem Verband zusammengeschlossen und einen nachhaltigen Lebensstil realisiert. Dabei spielt der Einsatz umweltschonender Technik eine ebenso wichtige Rolle wie die Rückbesinnung der Bevölkerung auf die eigenen kulturellen Wurzeln. Die Tahitianerin Maeva kämpft für eine Politik des Herzens. Das Internet befördert sie zur mächtigen Hoffnungsträgerin, zu einer Jeanne d´Arc der Ökologie.
Glauben Sie, dass ein Umdenken auch in der Realität stattfinden wird?
Die Natur wird uns dazu zwingen. Im Moment sind wir aber noch weit davon entfernt. Wir betrachten die Erde als eine Art Eigentumswohnung, in der wir tun und lassen können was wir wollen. Es kommt mir vor, als urinierten wir permanent in unser Wohnzimmer. Aber statt unsere Lebensweise zu hinterfragen, diskutieren wir lieber in aller Wissenschaftlichkeit über die Saugfähigkeit des Teppichs. Wir müssen begreifen, dass wir auf dieser wunderbaren Erde nur Gast sind. Es muss doch Spaß machen, diesen Planeten gemeinsam zu retten!
Sind sie nun Schriftsteller oder Öko-Aktivist?
Im Moment entwickle ich mich eher zum Prediger. Ich will die Menschen mit meiner Utopie anstecken.
Sie wollen ihre Utopie auch in die Realität umsetzen…
Ja, zusammen mit einigen profunden Querdenkern und Aktivisten aus Wissenschaft und Politik arbeite ich an einem Modellversuch auf der Pazifikinsel Rapa Iti. In diesem „Öko-Labor“ wollen wir beweisen, dass die Welt auch anders funktionieren kann. Durch eine gesunde Kreislaufwirtschaft zum Beispiel. Durch die intensive Verwendung nachwachsender Rohstoffe wie Hanf. Durch ausschließliche Verwendung alternativer Energien. Lösungsansätze sind genügend vorhanden. Bei den extrem knapper werdenden Rohstoffen können wir nur noch mit der Natur und nicht gegen sie wirtschaften. Aber der notwendige Paradigmenwechsel wird zu unser aller Leidwesen von „kapitalen“ Interessen verschleppt.
Das Interview führte Nicola Abé, Redakteurin beim SPIEGEL