MAEVA hat seine Heimat gefunden
Ich habe eine gute Nachricht zu vermelden: „Maeva“, der Nachfolgeroman des „Tahiti-Projekts“ hat seine Heimat gefunden! Der Greifenverlag in Rudolstadt/Berlin wird das Buch als Hardcover herausbringen und zwar schon zur Leipziger Buchmesse im März 2011. Ich habe gestern ein langes, intensives Gespräch mit dem Verlagsleiter Holger Elias geführt. Ergebnis: Der Vertrag ist unterwegs!
Wie ihr euch denken könnt, bin ich über diese Entwicklung mehr als glücklich. Denn wie sich in dem Gespräch heraus stellte, haben wir es hier mit einem engagiertem Verlagshaus zu tun, dessen oberste Prämisse der enge, faire Umgang mit seinen Autoren ist. Das ist heutzutage alles andere als selbstverständlich. Jedenfalls gehe ich mit einem guten Gefühl in den Endspurt. Ende Januar soll das Manuskript vorliegen. Das bedeutet für mich noch sehr viel Arbeit, die ich unter diesen Umständen aber bewältigen werde.
Der renommierte Greifenverlag wurde im letzten Jahr 90 Jahre nach seiner Gründung durch Karl Dietz in seiner alten Heimat neu gegründet. Große Unterstützung erfuhr dieses Vorhaben durch die Stadt Rudolstadt. Das Verlagshaus, das mit über 1000 Titeln zunächst in der Vorkriegszeit Geschichte schrieb, unter den Nazis verboten wurde und unter Bücherverbrennungen litt wurde nach 1945 vor allem durch die Herausgabe von Exilliteratur, Weltliteratur und illustrierten Büchern auch über die deutschen Grenzen hinaus bekannt. Der Verlag gehörte zu den bekanntesten belletristischen deutschsprachigen Verlagen des 20. Jahrhunderts. Zu DDR-Zeiten machte der Greifenverlag vor allem durch Heimatliteratur und die „GreifenKrimi“-Reihe auf sich aufmerksam.
Der Verleger und Journalist Holger Elias hat den Greifenverlag nun neu belebt, nachdem das traditionsreiche Haus 1993 nach zwei gescheiterten Privatisierungsversuchen geschlossen worden war. „Ich möchte wieder an die Traditionen des Karl Dietz anknüpfen, seinen humanistischen Grundansatz wieder aufgreifen. Der Greifenverlag soll aber kein Ostalgieverlag werden. Ich will ihn wieder dorthin führen, wo er hingehört, in die Spitzengruppe der deutschen Verlage. Und wir wollen die größte, ständig lieferbare Bibliothek aufbauen“, erklärte Elias anläßlich der Wiedergründung.
Hintergrundinformationen zum Greifenverlag:
Die Verlagsgründung erfolgte im Jahr 1919 in Hartenstein im Erzgebirge. Zu den Mitbegründern gehörte Karl Dietz, der bald Verleger des ab 1921 in Rudolstadt (ab September 1926 auf der Heidecksburg) ansässigen Greifenverlages wurde. Verlagsname und Verlagssignet gehen auf eines der Bundeszeichen der Wandervogelbewegung und der Freideutschen Jugendbewegung zurück, auf das Fabeltier Greif. Der selbstbewusste, streitfreudige und anpassungsfähige Dietz rettete den Verlag aus politischen und wirtschaftlichen Krisen der ersten Jahre der Weimarer Republik. Das Buchhaus entwickelte sich in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu einem literarisch und künstlerisch ambitionierten Unternehmen, in dem Erstausgaben von Karl Grünberg oder Johannes R. Becher sowie sexualpädagogische Schriften, z.B. von Max Hodann, erschienen.
Bald hatte sich der Greifenverlag zu einem Rudolstädter Verlag mit gesamtdeutscher Ausstrahlung herausgebildet. Er verlegte Werke linker Schriftsteller der Weimarer Republik genauso, wie Werke von völkischen Autoren. 1945 gehörte er zu den ersten Neugründungen des deutschen Verlagswesens mit sowjetischer Lizenz, der mit Autoren wie zum Beispiel Lion Feuchtwanger, Victor Klemperer, Paul Zech oder später Inge von Wangenheim Akzente setzte. So behauptete sich der Verleger als Unternehmer in der Weimarer Republik, in der Zeit der Hitler-Diktatur, über die ersten Jahre nach dem Krieg bis in die DDR. Der Verlag gehörte damit zu den bekanntesten belletristischen deutschsprachigen Verlagen des 20. Jahrhunderts. Seine bedeutendste Phase erlebte das Rudolstädter Haus in den fünfziger Jahren, als es sich unter Führung des Inhabers und Mitbegründers Karl Dietz mit der Herausgabe von Exilliteratur, ausgewählten Bereichen der Weltliteratur und illustrierten Büchern profilierte. Bis 1964 wurde er noch privat vom Verleger Karl Dietz geführt. Nach dessen Tod verkaufte Tochter Gundel Dietz-Elgers den Greifenverlag an den Staat. Das Unternehmen firmierte ab 1. Dezember 1965 als VEB Greifenverlag. Sein Ruf litt jedoch in den letzten DDR-Jahrzehnten, weil er in dieser Zeit vor allem auf Unterhaltungsliteratur, u.a. Kriminalromane, spezialisiert war.
Dem mit der politischen Wende in der DDR im Herbst und Winter 1989/1990 folgenden Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft war der Verlag nicht gewachsen. Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland 1990 mutierte das Unternehmen zur Greifenverlag GmbH, dessen Gesellschafteranteile zu hundert Prozent durch die von der Volkskammer der DDR mit Beschluss vom 17. Juni 1990 gegründete Treuhandanstalt gehalten wurden. So führten zum Beispiel fehlende finanzielle Mittel, Probleme bei der Umstellung auf ein den neuen Bedingungen angepasstes Verlagsprofil, die Konkurrenz aus den alten Bundesländern sowie den neu entstandenen Verlagen in der DDR zu erheblichen geschäftlichen Turbulenzen, die sich nicht zuletzt auch auf die Zusammenarbeit mit Autoren auswirkten.
Das Kapitel Greifenverlag der Rudolstädter Buchgeschichte endete abrupt nach zwei gescheiterten Privatisierungsversuchen im Jahr 1993.
Bleibt noch anzumerken, dass der im Thüringischen Staatsarchiv Rudolstadt verwahrte Bestand Fürstliche Hofbuchdruckerei F. Mitzlaff/Druckhaus Rudolstadt mit dem Bestand Greifenverlag Rudolstadt korrespondiert, denn das Druckhaus arbeitete über längere Zeit mit dem Greifenverlag eng zusammen. Das Druckhaus Rudolstadt war 1992/93 liquidiert worden. Der Greifenverlag ist heute übrigens der einzige genossenschaftliche Verlag Deutschlands.