Welch ein Glück
Ich reise im „Tahiti-Virus“ mit Maeva, Cording und Steve ja um die Welt und wie ich bereits an anderer Stelle erzählt habe, ist das Internet, ist Wikipedia und Google-Earth dabei äußerst hilfreich. Im letzten Kapitel traf meine kleine Delegation die heute immer noch unter Hausarrest stehende Aung San Suu Kyi. Im Roman ist Burma seit zwölf Jahren von der Militärjunta befreit und Suu Kyi (inzwischen 82) mischt wieder munter mit in der Politik des Landes. Suu Kyi begleitet Maeva im nächsten Kapitel in das Königreich Bhutan im Himalaya, wo das oberste Ziel der Verfassung die nationale Glückseligkeit ist! Das habe ich nicht erfunden, das ist bereits heute fest geschrieben! Um sicher zu stellen, dass der Staat seiner Aufgabe nachkommt, werden die Bürger von Bhutan regelmäßig nach ihrem Glückszustand befragt. Es gibt sogar ein mit modernsten Computern ausgerüstetes Glücksvermessungsbüro. In einem Film, den ich auf 3sat gesehen habe, sagt der Chef dieses Büros die folgenden bemerkenswerten Worte, die ich euch nicht vorenthalten möchte…
„In einigen Teilen unseres Landes haben wir bei der Glückserhebung einen hohen Frustrationsgrad festgestellt. Es lässt sich mit der Befragung ziemlich genau lokalisieren, wo die Frustration am höchsten ist. Wir klopfen alle möglichen Variablen von Unzufriedenheit ab, wir erstellen eine Art Landkarte der Befindlichkeit. Wir messen den emotionalen Querschnitt der ganzen Nation. Damit wollen wir herausfiltern, was die Emotionen der Leute negativ beeinflusst. Wenn man das regelmäßig wiederholt, kann man einen Trend für das Glück festmachen.
Durch die weltweite Finanzkrise kühlt sich die Wirtschaft gerade ab. In gewisser Weise ist es doch genau das, was wir jetzt dringend brauchen. Wir haben endlich die Gelegenheit, langsamer zu werden und die Produktion umweltgerecht umzustellen, auf mehr Freundlichkeit zu achten und die Menschen glücklicher zu machen. In Bhutan leben viele Dörfer noch am Rande des Existenzminimums. Glück und Schicksal sind aber nicht mit Geld verknüpft, sondern mit Butter, Brot und mit menschlichen Kontakten. All das garantieren wir. Ich hatte gehofft, dass die Krise ein Umdenken auf höchstem Niveau mit sich bringt, auf Regierungsebene in Amerika, Europa, Japan. Aber stattdessen reden sie doch nur darüber, wie sie mit noch mehr Geld das Geschwür der Gier am Leben erhalten können. Nichts ändert sich dort draußen …“
Ob Frau Merkel-Steinmeier überhaupt weiß, wovon der Glückserheber redet? Wohl kaum. In den Streitgesprächen zur Bundestagswahl, die jetzt allabendlich über die Mattscheibe laufen, ist ausschließlich von Geld die Rede. Das Zauberwort heißt – na? Wisst ihrs? Ja, richtig; Wachstum! Von Ökologie ist nur die Rede, wenn sie Arbeitsplätze schafft. Das nenne ich ein mutiges neues Bewußtsein am Rande des Abgrunds. Leute schenkt euch die Wahl, denn ihr habt sie nicht. Zeigt den Politkaspern wo sie hingehören: in den Orkus (in der römischen Mythologie das Totenreich der Unterweltsherrscher)!